Bei Anruf, Kita
Unsere Erlebnisse mit der Einrichtung der besonderen Art
Kennt ihr es, das Gefühl, wenn man auf das Handy schaut und sieht, dass die Kita angerufen hat? Das Herz klopft plötzlich schneller, die Hände werden feucht und ein Ziehen breitet sich in der Magengegend aus. Denn ein Anruf von der Kita ist selten ein gutes Zeichen. Entweder ist etwas passiert, das Kind ist krank oder man bekommt wieder die eigene Unfähigkeit bescheinigt, weil man sein Kind, die Windeln, die Wechselsachen oder das Schmusetuch vergessen hat. Wir verraten euch hier, was uns schon so alles mit und in der Kita widerfahren ist…
Camilla – mit Helene (2)
„Zwei Tage vor Ostern schrieb ich in unsere Mummy-Gruppe bei What’s App “Hilfe, die Kita ist nächste Woche geschlossen und ich habe das total verplant. Wie soll ich das jetzt nur wieder organisieren! Ich bin so eine Chaos-.Mutter”. Die Antwort von Madeleine kam prompt “Du, mir passiert ständig so etwas!” (Madeleine hat in Fällen von Kitastreiks und anderen Schließgründen auch schon eine Lösung parat) und sorgte bei mit direkt für ein lautes Lachen. Janine schrieb direkt danach “Das ist mir doch auch schon passiert!” und sofort war das schlechte Gewissen nicht mehr ganz so schlecht, denn ich wusste, dass die anderen im selben Boot sitzen und mit ähnlichen organisatorischen Herausforderungen zu kämpfen haben. Letzten sprach ich auch mit einem Daddy aus unserer Kita, dass ich Angst habe, die erste Mutter zu sein, die die ganze Planung durcheinanderbringt und Helene irgendwann alleine dasitzt, weil ich verplant habe, dass ich sie abholen muss. Er legte lachend die Hand auf meine Schulter uns sagte “Keine Angst Camilla, Du wirst nicht die erste sein. Uns ist das im letzten Monat passiert!”. Hach, das geht runter wie Öl! Warum? Weil ich so das Gefühl habe, nicht die einzige Versagerin zu sein…
Natürlich habe ich ein auch einen Super-Tipp für alle Mummys, denen es so geht wie mir: Sucht Euch eine andere Mama in der Kita, die für Euch mitdenkt und Euch an alles Erinnert. Bei mir ist das meine Freundin Luise, die mir regelmäßig Nachrichten schreibt wie “Denkst Du dran morgen zwei ausgeblasene Eier mitzubringen!” oder “Denk dran, heute kommt der Fotograf!”. Damit rettete sie mir schon des Öfteren den Arsch. Aber eben auch nicht jedes Mal. Und wie das werden soll, wenn sie auch wieder Arbeiten geht und das Kopf-Chaos größer wird, mag ich mir noch nicht vorstellen…“
Janine – mit Philo (2)
„Ich habe bisher noch nicht darüber geschrieben, aber Philo hatte 4 Tage nach seiner Geburt und erneut mit 11 Monaten einen Illius, deutsch Darmverschluß.
Er wurde insgesamt drei Mal operiert und war mit 14 Monaten entsprechend schwach, als wir uns in der Kita eingewöhnten. Er konnte weder sitzen noch krabbeln, dafür aber bald wieder essen wie ein Großer. Heute ist er einer der ersten oben auf der steilen Rutsche oder dem abenteuerlichsten Klettergerüst. Das lässt die Vergangenheit in einem milderen Licht erscheinen.
Was ich aber nie vergessen werde, sind die ersten Anrufe aus der Kita, die mich aus meinen neu gewonnenen Vormittagsträumen rissen. Philo war gerade erst ein paar Stunden in der Kita, da bimmelte das Ding schon. Auf dem Handyscreen war zu sehen, wer anruft und ich wischte mit entsprechender Nervosität darauf herum, während der Intensiv-Station Film in meinem Kopf lief: “Hallo?!” “Hallo, hier xy. Er hat sich gleich wieder beruhigt, nachdem du außer Sichtweite warst.” Oder beim zweiten Mal: “Hallo, hier ist xy. Ich wollte nur sagen, dass Philo keine Hausschuhe dabei hat.” Oder, besonders eindrucksvoll, auch schriftliche Benachrichtigungen – auf Philos getragener Windel mit der Bitte um Nachschub.
Ach ja, unsere Kita ist schon ein toller Laden! Die helfen verpeilten Müttern wie mir, an alles zu denken. Denn spätestens nach der Eingewöhnung haben die Erzieher auch raus, zu welchem Typus die Eltern gehören. Bei uns denken die Erziehen bereits mit und packen mittlerweile Philos Vesperdose schon abholfertig in seinen Rucksack. Und sie üben mit dem Kind an alles zu denken, falls die Eltern ihren Kopf mal wieder auf der Arbeit gelassen haben. Wenn ich dann angehechtet komme, hab ich ihn desöfteren klammheimlich beobachtet, wie er mit den Erziehern zusammen seine nassen Pipisachen eintütet und die Hausschuhe richtet. Der Vormittag kann noch so Haare raufend anstrengend gewesen sein, in diesen Momenten bin ich der glücklichste Mensch weit und breit!“
Saskia – mit Leo (7), August und Paul (beide 4)
„Wir sind Kitaprofis. Seit letztem Sommer sind wir (mein Mann und ich) in der nun vierten Kita. Über unsere vielen Umzüge habe ich in der letzten Ausgabe des Papers berichtet und die waren leider immer wieder Auslöser für die vielen Wechsel. Wir haben aber also nie aus Unzufriedenheit eine Kita verlassen. Was alle Kitas vereint, ist dass Montags Nudeln auf dem Speiseplan stehen, denn die machen ja bekanntermaßen glücklich und helfen über den möglichen Montagskummer hinweg. Ansonsten gibt es aber verdammt große Unterschiede. Alles steht und fällt mit der Kitaleitung und der Philosophie, die diese vertritt. Denn die wird bestenfalls gelebt. Klar ist eines der wichtigsten Kriterien, die Bezugsperson, der eigenen Kinder und wenn das passt, ist das ausgesprochen beruhigend. Inzwischen muss ich aber sagen, dass das Gesamtkonzept doch vielleicht noch mehr bewirken kann. Die Betreuungsschlüssel sind bekannt und schlecht und lassen den noch-so-tollen Erziehern wenig Spielraum.
Ähnliche Geschichten wie oben könnte ich jetzt auch erzählen. Die lustigste ist aber nicht mir selbst passiert, sondern einem außerordentlich tollen Daddy, der beim Abholen der Tochter, den mitgebrachten kleinen Bruder in der Kita vergaß und mit einem Kind bis nach Hause fuhr. Er merkte es erst, als die Kita anrief und sagte, dass sie jetzt einen sehr nettes neuen Jungen in der Gruppe habe…“
Madeleine – mit Izzy (2)
„Wir hatten eine ideale Eingewöhnung, als Izzy 13 Monate alt war. Ihre Gruppe wurde neu mit Einjährigen gegründet und wir gehörten gleich zum ersten Rutsch der Eingewöhnungskinder dazu, sodass ich ab Herbst wieder in den Job einsteigen konnte. Unsere Kita – trotz der oft als schwierig dargestellten Kita-Platzsuche in Deutschland – war unsere absolute Wunschkita. Nicht weit entfernt von daheim, ein großes Haus mit schönen Räumlichkeiten, Dachterrasse und Garten, Erziehungsmethoden nach Intuitivem Ansatz und von Bertelsmann als Haus der Kleinen Forscher und mit dem Prädikat “besonders Elternfreundlich für Berufstätige” ausgezeichnet.
Im Laufe der letzten 18 Monate habe ich gerade an Letzterem aber immer wieder gezweifelt und als Eltern tut man gut, ruhig Blut zu bewahren und nicht auf jede “Flurfunk”-Info anderer Eltern sofort Unterschriften-Listen gegen die Kita-Leitung anzustiften. Ich gehöre ähnlich wie Janine auch zum Typ verpeilte Mutter, nur was ich nicht im Kopf habe, habe ich auch nicht in den Beinen. Wie oft ich mich schon fragte, wovon die Erzieher reden, wenn sie mich fragten ob ich Infoblätter gelesen oder Fragebögen ausgefüllt habe (habe ich nämlich gar nicht bekommen – oder doch?) Nachholen geht nicht, denn es gibt bei uns für die Eltern immer nur eine Kopie. Hmpf. Und jede zweite Woche gibt es neuerdings einen Tag, an dem man eher als an den anderen Tagen sein Kind abholen muss. Für mich unmöglich, weil 1. Termine im Job meist bis zur vollen Stunde gehen und 2. eher verdrücken nicht geht, wenn ich die Meetings leite, aber 3. diese Termine an diesem einen verdammten Tag alle zwei Wochen auch permanent vom Radar verschwinden und mir meist genau an dem Tag um 15:30 Uhr auffällt, dass ich seit 15 Uhr in der Kita sein sollte. Arrrrrgggghh. Das ganze glitt mir schon derlei aus den Händen, dass mein Kind eine geschlagene Stunde vor der Kita auf mich warten musste. Genug meiner “ich habe Verständnis für die Belange der Kita”-Seite, ich zettelte eine Unterschriften-Liste gegen die Kita-Leitung an… und jetzt mal schauen, wie sich das entwickelt. Ich halte euch auf dem Laufenden.“
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Übrigens, wer noch mehr von uns in Sachen Kita wissen möchte, der kann sich mal durch Camilla’s Bericht zur Kitasuche, ihre Zusammenfassung vom ersten Kitawinter, Madeleine’s Kolumne zum Thema Kitastreik und Elternhilfe oder auch Janines Tipps zum Finden eines Kitaplatzes lesen!
9 Comments
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Jule
Ich kenne das Gefühl von beiden Seiten.
Das Telefon klingelt und es heißt:“ ihre Tochter hat sich vier Finger in der Tür geklemmt. Bitte fahren sie mit ihr in die Notaufnahme.“ Oder „der Schneidezahn ihrer Tochter ist gespalten“
Nach solchen Anrufen bin ich wie in Trance so schnell ich konnte auf meinem Rad in die Kita gefahren mit den schlimmsten Bildern im Kopf. Beim zweiten Kind bin ich echt abgehärtet und kein Anruf bringt mich so schnell aus der Fassung. Aber wer weiß was noch kommt.
Nun die andere Seite…
Die Erzieherin stürmt in mein Büro mit einer zweijährigen auf dem Arm und schreit ich müsse den Notarzt rufen. Ausnahmesituation, aber in dem letzten Monat leider zweimal passiert. Notarzt anrufen und dann Eltern in der Hoffnung, dass diese zeitgleich mit dem Arzt in der Kita eintreffen. Ohhhh Gott ich hasse solche Anrufe!!!! Kurz fassen und trotzdem versuchen Ruhe zu verbreiten….aussichtslos.
Und dann die Tränen verdrücken, wenn die Mutter völlig aufgelöst vor Sorge in die Kita kommt. Bisher übrigens immer bevor der Rettungswagen das Kind mitgenommen hat.
Supermummies fahren dann eben wie in Trance, so schnell sie nur können in die Kita.
Ich bin auch so eine! -
milena
Ha ha… und ja, bei uns auch Montags Nudeln!
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Conny
Hallo Madeleine,
kann es sein, dass unsere Kinder in der gleichen Kita in Berlin Friedrichshain und in einer Gruppe zusammen sind? Hat Izzy einen Anton in der Gruppe?
Liebe Grüße von Conny
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Madeleine
Hallo Conny,
Izzy hat ganz viele Louis` und Belas in der Gruppe aber keinen Anton. Wir sind in Kreuzberg in der Nähe vom Kotti, aber wenn ihr mal Lust auf ein Playdate habt, kommen wir gerne zum Drachenspielplatz oder auf den Forckenbeckplatz. Da kann man wunderbar spielen und Philo wohnt auch gleich um die Ecke.
xoxo, Madeleine -
Madeleine
Oh Jule,
diese Art Horror Stories sind uns bisher allen erspart geblieben, aber du kannst da sicher einiges aus deinem Erfahrungsschatz erzählen. Ich klopfe mal schnell auf Holz.
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Conny
Hey Madeleine,
dann ist es ein witziger Zufall, dass die Mama von Izzy aus unserer Gruppe und Du euch so ähnlich seht. Und unsere Kita ist auch Haus der kleinen Forscher 🙂 den Drachenspielplatz kenne ich noch gar nicht. Wo ist der? Na aber gern mal ein Playdate, wir sind jeden Tag nach der Kita irgendwo in Friedrichshain unterwegs.
Liebste Grüße. Conny
Julia-Maria
Hihi, das klingt ziemlich beruhigend. In unserer studentischen KiTa bekommen die meisten Kinder mit mindestens einem noch-studierenden Elternteil Mama oder Papa meist schon eine halbe Stunde vor Schließzeit zu Gesicht. Ich bin dann diejenige, die um 15:58 Uhr von der Bahnhaltestelle zur KiTa sprintet und das bereits wartende Kind mit gesenktem Blick vom Schoß der Erzieherin krallt. Bloß keine Konfrontation eingehen. Dass man sich hintenrum beschwert, ich solle eine Bahn früher nehmen, ist der Preis dafür, wenn ich mich abends nicht noch einmal ransetzen möchte… (an die Arbeit, das Bloggen findet nämlich dann statt).