Endstation Schule Chancengleichheit

SCHULE
Endstation Schule
Thema Chancengerechtigkeit

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Nie werde ich meine Reise nach Finnland vergessen. Die weiten Landschaften, die Herzlichkeit der Menschen, deren Wärme der Gegenpol zur eisigen Aprilkälte zu sein schien. Eine Kälte, die auf der Haut brannte, beim Atmen glasklar in die Brust schnitt. Das war einprägsam. Aber das ist nicht der Grund, wieso diese Reise so unvergesslich für mich ist.

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Es waren die Kindergärten, die Schulen, die ich auf dem Trip besuchte und über die ich mich informierte. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Die Kinder besuchten viel länger als in Deutschland gemeinsam eine Schule, bevor sie sich entscheiden mussten, ob sie eher eine praktische oder eher eine theoretische Laufbahn einschlagen wollten. Gleichmacherei? Keinesfalls. Für die Schwächeren gab es Auffang- und Förderangebote, für die Hochbegabten Extraunterricht und die Möglichkeit von Wahlfächern. Diese Schüler*innen sahen so verdammt happy aus, ganz stolz zeigten sie mir die Besonderheiten ihres Systems. Diese Bildungsreise hat mich bis heute sehr geprägt – nicht zuletzt auch, weil sie mir zeigte, was hierzulande oft noch zu starr, zu verbissen und zu ausgrenzend abläuft.

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Schiefstand im Bildungssystem

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Eine der Folgen dieses Starrsinns: Bei der Chancengerechtigkeit befindet sich Deutschland im OECD Ländervergleich nach wie vor eher im schlechten Mittelfeld. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Erwachsene mit Akademikereltern in Deutschland mit einer acht Mal höheren Wahrscheinlichkeit eine Hochschule besuchten, als Erwachsene von Eltern mit einem niedrigeren Bildungslevel. Im OECD-Schnitt liegt die Wahrscheinlichkeit elf Mal höher – bei meinem Beispiel Finnland vier Mal höher.

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Versteht mich nicht falsch – mir ging es nie darum, dass jede*r auf Teufel komm raus auf die Uni geschickt wird, auch wenn das gar nicht passt. Aber ich finde, dass diese Zahl so schockierend klar zeigt, dass es keine echte Wahlfreiheit und keine echte Fairness gibt. Genauso hart ist auch die Wahrheit, dass Schulabgänger*innen mit Migrationshintergrund mehr als dreimal so häufig von Ausbildungslosigkeit betroffen sind wie Personen ohne Migrationshintergrund. Chancengerechtigkeit sieht anders aus. Die Herkunft und der Bildungserfolg sind eng verknüpft. Ich könnte euch weiter Zahlen servieren, aber stattdessen habe ich vier Lehrerinnen gefragt, wie sich dieser Missstand in ihrem Alltag äußert – und was in ihren Augen dagegen getan werden könnte…

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Einfach formuliert:

Kinder mit Akademikereltern und Geld werden in der Schule selten Probleme bekommen. Entweder die Eltern kümmern sich selbst oder finden recht schnell kompetente, gut bezahlte Unterstützung.

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Alle, die ich gefragt habe, berichten ganz klar von großen Hürden vor allem für Kinder, deren Eltern selbst eher „bildungsfern“ groß geworden sind und die vielleicht on top auch noch wenig finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Der Mix kann toxisch sein:

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Abgesehen von Sprachbarrieren ist es aber auch oft so, dass Eltern, die selbst nicht das Abitur gemacht haben, auch dies von ihren Kindern nicht wünschen oder erwarten. Oft haben die Kinder von finanziell schwächeren Familien auch nicht die Möglichkeit sich Hilfe, durch beispielsweise Nachhilfe, zu besorgen. Nachhilfe oder außerschulische Unterstützung ist bei uns sehr teuer. Ich kenne Studenten die über 20 Euro pro Stunde verlangen.

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Aber es geht nicht nur ums schnöde Geld, sondern auch um das, was den Kindern aus dem Elternhaus und der Umgebung, in der sie groß geworden sind, mitgegeben werden konnte:

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Wo sich Ungleichheit in Hinblick auf die Ausgangssituationen der Kinder und Jugendlichen für mich als Lehrerin in der Regel als erstes zeigt, ist in der sprachlichen Ausdruckskompetenz. (…) Bisweilen zeigt sich Ungleichheit geprägt durch den Hintergrund auch in der Arbeitsorganisation der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Weisen diese in den genannten Bereichen Probleme auf oder entsprechen sie einfach nicht den Erwartungen, fällt es ihnen meist schwer, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

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Hier werden Leben verbaut. Für immer.

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Am krassesten jedoch beschrieb mir S. die Situation an ihrer Grundschule. Die erste Station, noch bevor klar ist, wie es weiter geht. Der Text, den ich euch aus dem Interview mit ihr hier wiedergebe, ist etwas länger – aber ich finde es wichtig die ungeschönte Wahrheit zu zeigen. Als ich ihren Text gelesen hatte, sind mir die Tränen in die Augen gestiegen. Das ist so fucking unfair.

Lest selbst:

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Natürlich spiegeln die Elternhäuser sich in den Kindern wider. Das geschieht auf den verschiedensten Ebenen: einige Elternhäuser sind völlig dysfunktional z.B. wegen Suchterkrankungen und können ihren Kindern nicht einmal saubere Kleidung und gesunde Ernährung bieten. (…)

Die Auswirkungen, die an den Kindern zu spüren sind, sind ganz unterschiedlich. Oft sind sie einfach furchtbar verunsichert und haben kaum Selbstbewusstsein, haben Lernschwierigkeiten, Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, Schwierigkeiten im sozialen Miteinander. (…) Auch motorisch sind viele Kinder absolut unterentwickelt – grobmotorisch wie auch feinmotorisch. Teilweise werden Kinder auch nur unregelmäßig zur Schule geschickt, haben kein passendes Arbeitsmaterial dabei, machen keine Hausaufgaben usw.

Diese ganzen Dinge kommen natürlich nicht nur bei den Extremfällen, wie in den Familien, in denen Drogen genutzt werden o.ä. zum Tragen, sondern durchaus auch in anderen eher „einfachen“ Haushalten. Oft sind es bereits mehrere Generationen, die alle nicht in der Lage waren, ihre Kinder angemessen zu unterstützen und somit leben diese mit ihren Kindern dann wieder genau so, wie sie aufgewachsen sind. Viele Familien kommen auch aus ganz anderen Kulturen und bringen ein ganz anderes Verständnis von Erziehung und Bildung über ihre Kinder mit an die Schulen. (…) Was mir in der letzten Zeit verstärkt Sorgen macht, sind Familien mit eher niedrigem Bildungshintergrund in Kombination mit psychischen Erkrankungen. Die Kombination ist sehr schwer für die Kinder – und sehr schwer für mich so aufzufangen, dass die Kinder sich schulisch bestmöglich entwickeln.

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Und nun?

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Die Lehrerinnen, die mir dankenswerter Weise einen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben, geben alle Extrastunden, helfen wo sie können. Sie tun alles für „ihre Kinder“. Aber irgendwo ist halt auch Schluss. Das, was da schief läuft, können einzelne engagierte Lehrkräfte schlicht nicht auffangen. Alle schreiben mir, sie bräuchten mehr Stunden, mehr pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeit und auch Schulpsycholog*innen – der Bedarf sei riesig. Außerdem sei es ja super, dass es nun immer mehr Ganztagsschulen gebe – diese müssten nun aber auch qualitativ ausgebaut werden. Es dürfe nicht darum gehen, Kinder und Jugendliche einfach nur möglichst lange in der Einrichtung zu behalten, sondern ein möglichst individuell förderndes Umfeld zu schaffen, in dem sich die Schüler*innen wohl fühlen können und auch soziale Kompetenzen ausbilden können.

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Und – man dürfe nicht erst als Feuerwehr ansetzen, wenn die Flammen schon lodern: mit präventiven Maßnahmen könnte schon frühestmöglich niedrigschwellig Unterstützung und Hilfe angeboten werden. Ein Schritt in diese Richtung sind sicher auch die Maßnahmen der „Frühen Hilfen“, also beispielsweise der freiwillige Besuch von Sozialpädagog*innen nach der Geburt eines Kindes in einem Haushalt oder das Warnsystem, wenn Eltern es verbaseln mit ihren Babys zu den U-Untersuchungen zu gehen. Da ist aber, gerade was Förderangebote angeht, noch deutlich Luft nach oben.

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Ich habe jedoch viele wirklich schlaue Kinder in der Klasse, deren Eltern kein hohes Bildungsniveau haben. Sie wachsen in einem relativ stabilen, liebenden Umfeld auf, sie werden einbezogen, mit ihnen wird kommuniziert – und sie entwickeln sich auch schulisch ganz großartig.

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Zum Weiterlesen

Ein Bildungsziel der Vereinten Nationen lautet: „bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern“. Prof. Dr. Kai Maaz hat untersucht, wie dieses Ziel in Deutschland erreicht werden könnte. Er ist Direktor der Abteilung „Struktur und Steuerung des Bildungswesens“ am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung und Mitglied im Fachausschuss Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission. Link: https://www.unesco.de

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Bildquellen: Pixabay (by RaphaelJeanneret & rubberduck1951) / Pixabay Lizenz

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Mehr zum Thema Schulkind und unserer Schulwoche findet ihr hier: KLICK

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Sabine Ponath kommt als Exil-Bayerin aus einem kleinen Dorf und lebt seit einiger Zeit in Berlin. Seit 2006 ist sie immer mal mehr, mal weniger politisch aktiv bei den Grünen. Zum Beispiel hat sie schon für den Bayerischen Landtag kandidiert oder war Sprecherin der Grünen Jugend Bayern. Die Leidenschaft hat sie sich zum Beruf gemacht und arbeitet seit 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Abgeordnete, erst im Landtag, dann im Bundestag. Dabei hat sie ihren Magister eigentlich in Pädagogik, Psychologie und Soziologie gemacht. Seit 2015 schreibt Sabine außerdem auf ihrem Blog „Mum & still me“, nicht nur über Politik, auch über ihr Leben als Zweifachmama und was sonst noch dazugehört.

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