Wo fange ich an, wo höre ich auf. Einen Aufruf wählen zu gehen wollte ich für Mummy Mag schreiben. Ich bin gar nicht mal so sicher, ob’s diesen Aufruf überhaupt braucht. Mein Eindruck ist, dass diese Europawahl unglaublich präsent ist. Das liegt wahrscheinlich an meiner Filterblase, in der ich vor mich hin blubbere. Die Wahlen zum EU Parlament am 26. Mai sind politisch für mich so wichtig, so unumgänglich, dass ich denke, es müsse wohl jedem momentan zu gehen. Täusche ich mich? Warum sind diese Wahlen für mich persönlich so wichtig?

Egal ob Briefwahl oder an der Urne: geht wählen!

Mehr als je zuvor beschäftigt mich, in welchem Europa meine Kinder aufwachsen werden. Ist es ein Europa des Friedens? Oder gewinnt der Hass, die Angst? Vielleicht seid ihr auch schon über das sehr bewegende (ich geb’s zu, ich hab aufgeschluchzt, so gerührt hat es mich) Video des Europäischen Parlaments gestolpert. Besser hätte ich einen Wahlaufruf auch nicht begründen können…

Europawahl – drei wichtige Gründe für meine Entscheidungsfindung

Taschentücher wieder verstaut? Alle sowas von bereit, euer Kreuzchen zu machen? Gut. Vorher gilt es aber noch zu entscheiden, was euch wichtig ist und für welche Themen ihr eure Stimme geben wollt, bzw. von wem ihr sie am besten vertreten wisst. Für mich sind das drei Themen.

Erstens

Da ihr alle mitbekommen habt, dass mich die Klimakrise beschäftigt, ist auch für mich klar: die Europawahlen sind Klimawahlen. Vote for Climate, fordern ‚Fridays for Future – ihr Aufruf gilt uns umso dringlicher, weil vielen von den Schüler*innen das Stimmrecht noch verwehrt wird. Harvard Professor James Anderson jedenfalls kann nicht mehr schlafen, weil ihm die wissenschaftlichen Fakten Sorgen bereiten: Er geht davon aus, dass uns nur noch 5 Jahre bleiben, um die Erderwärmung radikal zu begrenzen. Ansonsten befürchtet er als eine von vielen Folgen den Anstieg des Meeresspiegels um sieben Meter: „People at this Point haven‘t come to grips with irreversibility of this sea-level rise problem.“ Ändern wir nichts, so wäre das Klima nämlich dann wieder so wie vor 33 Millionen Jahres, als es kein Eis auf den Polkappen gab. Die Folgen für die Menschheit? Unabsehbar. Gemütlich wird es jedenfalls nicht.

Zweitens

Dumpfes Gluckern, ersticktes Ächzen, ein Kind versucht verzweifelt an die Wasseroberfläche zu gelangen. Scheitert. Der gemeinsame Wahlwerbespot einer Partei und Sea-Watch hat es in sich. Knapp anderthalb Minuten lang sehen wir einem jungen Menschen beim Ertrinken zu. Vielleicht ist euch der Spot zu krass? Aber die Wahrheit ist hart. 2018 ertranken täglich sechs Menschen beim Versuch das Mittelmeer zu überqueren. Laut UNHCR starben im vergangenen Jahr mindestens 2.275 Menschen auf der Flucht. Zum einen wird Rettung auf dem Mittelmeer blockiert, zum anderen wurde die offizielle Seenotrettung zurückgefahren. Für mich persönlich eines der wichtigsten Themen, ich will dass das Sterben im Mittelmeer ein Ende hat.

Drittens

Europa ist ein Friedensbündnis. Noch nie haben wir so lange in Wohlstand und Frieden zusammen gelebt. Aber dieser Frieden ist in Gefahr. Die neuen Rechten dieser Welt vertreten radikal nationalistische Ziele, ohne Rücksicht auf diplomatische und langfristige Folgen. Trump macht vor, wie Europa aussehen könnte, wenn wir AfD und Gesinnungsgenoss*innen in Braun das Zügel in die Hand geben würden. Umfragen sagen Parteien rechts von den christlich Konservativen 25 Prozent der Sitze im Parlament voraus. Ihr gemeinsames Ziel: Migration eindämmen, Europas Handlungsspielräume beschneiden, die Währungsunion zerschlagen. Ich bin der festen Überzeugung: Der richtige Weg darin, langfristig weiter in Frieden leben zu können, kann nur in einer Stärkung Europas liegen, nicht in dessen Schwächung.

Was ist euch wichtig?

Ich habe meine Schwerpunkte. Ihr habt vielleicht andere. Gesunde Ernährung, Handelspolitik oder die gemeinsame Hochschulpolitik? Egal was euch wichtig ist, eure Stimme hat Gewicht. Vergeudet sie nicht.

Auch die anderen tollen Frauen aus dem Mummy Mag Team haben mir erzählt, wieso sie zur Europawahl gehen oder was ihnen dabei besonders wichtig ist. Lest selbst:

Warum ich wählen gehe? Weil ich es kann, weil es meine Verantwortung ist und nicht zuletzt ja auch meine Pflicht! Meine Stimme (jede Stimme!) hat hier ja glücklicherweise ein Gewicht, also möchte ich sie auch einsetzen, statt sie achtlos zu verschenken. Ich will schlichtweg nicht, dass ein Haufen Vollpfosten (#sorrynotsorry) die Chance bekommt, über unsere Zukunft zu entscheiden. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, genau das zu verhindern und da ich mitbestimmen kann, werde ich das auch machen. #machenstattmeckern Denn mit meiner Wahl stimme ich ja nicht nur für etwas, sondern gleichzeitig auch gegen etwas anderes – und das ist ja fast noch viel mehr Wert. Ich möchte unseren Kindern eine Welt hinterlassen, auf der sie gerne leben wollen (und können!). Dass etwas passieren muss, ist längst nicht mehr die Frage, sondern wann es verdammt nochmal endlich richtig losgeht. Neue Wahl, neue Chance!

Judith

Warum ich gewählt habe? Weil Wählen Freiheit bedeutet und es ein Privileg ist, wählen zu dürfen. Viel zu viele Menschen auf der Welt besitzen dieses Recht und Privileg nicht. Doch wir haben eine Stimme und wir können mitbestimmen. Das funktioniert aber nur, wenn wir auch wählen. Nur so können wir Einfluss nehmen, uns vor Extremismus schützen und Verantwortung übernehmen. Verantwortung, die wir für uns selbst und insbesondere für unsere Kinder haben! Ob Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Frieden – all das können wir nur gemeinsam schaffen. Deshalb #GoVote #gemeinsamsindwirstark #MotherEurope

Camilla

Dich stört etwas? Mach den Mund auf! Rede.
Du möchtest etwas verändern. Werde aktiv! Handle.
Du willst ein politisches Mitspracherecht haben?
Geh wählen!
Jede Stimme zählt. Nicht zu wählen bedeutet, hinzunehmen, was einem missfällt.
Stillstand.

Valeska

Ich gehe wählen, weil es mein Recht in einer demokratischen Grundordnung ist. Ich empfinde es sogar als Pflicht, denn es gibt noch zu viele Menschen die auf dieser Erde nicht wählen dürfen. Oder die Angst haben müssen, verfolgt zu werden, weil deren Wahl nicht geheim ist. Oder deren Wahlergebnis nicht anerkannt werden und deswegen Neuwahlen ausgerufen werden. Das alles passiert rund um uns herum und ich bin dankbar, dass ich meine Stimme frei und selbstbestimmt dahin geben kann, woran ich glaube.

Besonders wichtig ist mir:
Gemeinsam statt Einsam! Kein „die anderen zuerst“, dann wieder wir. Wer (sich) mehr leisten kann, sollte für eine Humanitäre Volksgemeinschaft, Umweltschutz oder Klimawende auch so viel tun, wie geht, nicht Erbsen zählen und danach krähen was andere schaffen oder nicht. Jeder so gut wie er kann, dennoch am gleichen Strang.

Madeleine

Zu wählen ist mein Recht und meine Verantwortung, die ich und ein jeder trage/trägt. Eine hohe Wahlbeteiligung schützt außerdem vor Extremismus. Leider genoss die Europawahl noch nie die Aufmerksamkeit einer Bundestagswahl. Ich glaube, das kann und muss sich ändern und sehe dieses Jahr zum ersten mal eine größere Aufmerksamkeit hierfür. Das liegt sicherlich an der Wichtigikeit des Klimaschutzes, was für viele (mich eingeschlossen) das Hauptthema dieser Wahl ist. Und eine Sache ist, die kein Land allein verändern kann. Aber auch daran, dass das Europäische Parlament, besonders durch den Vertrag von Lissabon, beträchtliche Kompetenzen hinzugewonnen hat und ein wichtiger Entscheidungsträger in Europa ist.
Das Europäische Parlament kann mit dem EU-Ministerrat Gesetze für alle Mitgliedsstaaten beschließen oder die einzelnen Länder verpflichten, selbst ein Gesetz zu erlassen. Nur wer wählt, kann mitentscheiden, wer unsere Gesetze macht. Wer nicht wählt, überlässt anderen die Entscheidung wer ihn vertritt.

Saskia

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