MUMMY MAG Shooting – Team Sarah
„Auszeiten? Wir schaffen sie nicht!“

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Die zweite Familie, die an unserem Shooting-Samstag im März vor der Kamera von Fanny und Juliette wirbelten, waren Sarah Settgast mit Mann Jakub, Greta (4) und Albert (2). Als Verstärkung hatten sie Sarahs Mum, also die Omi dabei. Dabei waren die Kids Zucker und gleich Feuer und Flamme für ihre Outfits.

Hier seht ihr, welche Fotos im Studio entstanden sind – die Entscheidung für DAS EINE Motiv, das fürs Paper noch durch Illustrationen ergänzt wird, fiel hier besonders schwer!

Liebe Sarah, du hast zwei wundervolle Kinder, Greta und Albert, die altersmäßig gar nicht so weit auseinander liegen. Hast Du dir den Altersabstand für deine Kinder so gewünscht? Und ist er in deinen Augen so ideal?
Was ist schon ideal ? Ich glaube jeder Abstand hat seine Vor- und Nachteile. Für mich und meinen Mann, war es sehr schnell klar: wenn ein zweites Kind, dann schnell. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, nochmal von vorne zu beginnen, Stillen, Wickeln, Trocken werden, wenn meine Große erst einmal aus allen Phasen raus ist. 
Als ich wieder schwanger wurde, war Greta 1 Jahr und 1 Monat alt. Am Anfang ist das selbstverständlich nicht so einfach mit Babybauch und Kleinkind. Am Ende funktioniert es aber doch und ich freue mich, dass die beiden so gute Freunde sind – und vor allem, dass sie sich haben. 

Wie würdest Du die Beziehung deiner Kinder untereinander beschreiben?
Eigentlich ist es immer so -> einer macht vor, alle machen nach. Egal wer derjenige ist, der grade anfängt. Sie sind sich beide schon sehr ähnlich. Im Blödsinn machen wechseln Sie sich ab und auch wenn es Streit gibt, klären sie das oft untereinander. Es gibt keine direkte Rollenverteilung. Greta ist stolz, seine Schwester und Albert glücklich, ihr Bruder zu sein.  

Wie haben sich die Schwangerschaften & Geburten unterschieden?
Die Schwangerschaften haben sich nicht wirklich unterschieden. Bei beiden war mir sehr lange bis über den 4. Monat schlecht. Die Geburten allerdings schon, wir hatten zwei tolle Hausgeburten mit unserer Hebamme Katharina Perreira von der Hebammerie aus Kreuzberg. Um ehrlich zu sein, bei der ersten gab es einen Punkt da dachte ich wirklich, jetzt muss ich sterben. (lacht) Und dann ist die Fruchtblase geplatzt und ich dachte nur: „Scheiße, die Matratze hat 550 Euro gekostet und ist eine Woche alt, bringt mal bloß schnell was zum sauber machen und drunter packen.“ Die Geburt dauerte so ca. 8 Stunden und war im Nachhinein betrachtet ganz schön cool. Wenn man das von einer Geburt sagen kann. 
Unsere Freundin und Nachbarin Nessi kochte nochmal Mittag für mich und ihr damaliger Freund, der Wauz, baute mit meinem Mann den Geburtspool im Kinderzimmer auf.  Die Männer machten das, was sie am besten in solchen Situationen können, organisieren, planen, bauen. Dann wurde ich immer lauter und der Wauz immer unruhiger. Eine schreiende Schwangere während der Geburt ist ja auch nicht jedermanns Sache. Er ging dann wieder in seine EG-Wohnung und meinte, er hätte was zu tun. Nessi blieb und mein Mann war ja auch noch da. Mit dem konnte ich aber nicht soviel anfangen. So wollte ich erst einmal gar keinen mehr sehen und ging alleine ins Schlafzimmer und meine  Hebamme wurde mit den nicht sehr netten Worten ,,Geh raus, ich will meine Ruhe,,  vor die Tür zitiert. Das ist das tolle an einer Hausgeburt: Ich kann selber entscheiden, wer, wann und wo… oder wie.  

Bei Albert war das ganz komisch … ich hatte 1 Woche immer wieder starke Wehen und wir dachten so an die 3x jetzt geht’s los, aber immer gegen 22-24 Uhr waren die Wehen dann weg. Als es dann wirklich los ging, konnte ich das gar nicht wirklich glauben. Der Abstand war auch riesig, gefühlt hatte ich 4-5 Wehen bis Albert kam. Immer wieder bin ich eingeschlafen und nach 30 min -1 Stunde kam dann mal wieder ne Wehe. Auch konnte ich noch richtig gut klugscheissen und meinte ständig, es wäre zu warm, Fenster wieder auf… Katharina meinte dann: Sarah es ist zu kalt, das Kind kommt gleich. Ich wieder zur Balkon Tür …auf …zu. Das zweite Kind habe ich dann eigentlich mit meinem Mann bekommen, der war schon so routiniert und hat ganz viel Ruhe reingebracht, dass Katharina eigentlich nichts mehr machen musste, außer warten bis Albert da ist. Also mein Mann ist ein super Geburtshelfer geworden. Er hat sich bei beiden Geburten um alles gekümmert. Außerdem blieb ich dann wirklich 14 Tage bei beiden Kindern im Bett. Das war sehr schön. Jeden Tag kam dann Katharina hat nach mir und dem Kind gesehen, Tipps gegeben und sich um die Rückbildung gekümmert. 

Wie hat sich dein Alltag als Mutter verändert? Stieg die Herausforderung für dich proportional zur Kinderzahl? 
Nein, wenn man ein Kind hat, denkt man WOW das ist ja gar nichts. So von wegen, ein Kind ist kein Kind. Aber damals war es kein großer Unterschied ob man nun zwei, drei oder vier zu versorgen hat. Es ist alles Planung und Organisiation. Wenn beispielsweise beide noch nicht wirklich 100% trocken sind und es dann zu den berühmten ,,Kakorahmas,, kommt (sprich beide irgendwie, irgendwo hinmachen)  z.b. meine Tochter in den Flur pullert oder das Töpfen alleine versucht sauber zu machen und mein Sohn sich gleichzeitig im anderen Zimmer die Windel runterreißt. Da denkt man schon …ach neee, das muss doch wirklich nicht sein. Zum Glück wird das weniger je älter sie werden.  

Wie hast Du dich durch die Kinder verändert? Hast Du dich verändert?
Da müsst ihr meinen Mann fragen. Ich würde sagen, ich hab mir noch nie so viele Sorgen um etwas gemacht wie um meine Kinder. Das ist schon krass, man ist so abhängig von diesen kleinen Wesen. Außerdem vermisse ich sie ständig wenn ich arbeiten bin und habe permanent ein schlechtes Gewissen. Mein Mann meint ich bin ne Öko-Muddi geworden und auch unflexibler in Kompromissen, besonders in Bezug auf meine Kinder. Für mich hat die Waldorfpädagogik einen besonderen Stellenwert eingenommen, seit ich Kinder habe. 

Vervollständige den Satz: Mein erster Tag im Job zurück war …
Da ich während den Schwangerschaften und auch in der Elternzeit immer mal wieder im Büro war und von zu Hause aus Dinge erledigt habe, war es kein Unterschied. Bis auf das schlechte Gewissen gegenüber meinen Kindern natürlich…

Inwiefern unterstützt Dich der Daddy / die Familie?
Er arbeitet als Tätowierer unheimlich viel. Wenn er doch mal früher Schluss hat oder am Wochenende gibt er mir die Zeit, mal ne halbe Stunde baden zugehen oder bringt die Kinder ins Bett. Weil die beiden Papa nicht so oft sehen, ist er sowieso der Größte. Wir organisieren uns, wer einkaufen gehen kann z.b. geht einkaufen usw. 

Wie schaffst Du Dir Auszeiten für Dich? Für deine Partnerschaft?
Tja das ist unser Problem…wir schaffen sie nicht. Es wäre gelogen, wenn ich etwas anderes schreiben würde. Schon um dieses Interview zu beantworten, habe ich zwei bis drei Wochen gebraucht. In diesem Augenblick ist es 6:10 Uhr am Samstag Morgen. Es ist einfach keine Zeit für andere Dinge, wenn man zwei Kinder, Haushalt, 2 Jobs und einen Partner hat, der selbstständig ist. Wenn ich meinen Tag in Gedanken durchgehe, gibt es kaum einen Moment, in dem ich nichts mache, bzw. einfach nur mal da sitzen und an nichts denken kann. 6 Uhr aufstehen, Kids fertig machen, ich muss mich ja auch anziehen, Essen, Wickeln auf zur Kita. 7:30 Uhr alles übergeben Kids sind im Kindergarten. Weiter zur Arbeit -> 8:30 Uhr arbeiten. 15:30 Uhr Schluß -> ab zur Kita. 16:00 Uhr an der Kita , 16:30 rauß – dann 2-3 Stunden Kinderfreizeit Spielplatz, Freunde besuchen usw. 19:00 Uhr Abendbrot. 19:30-20:00 Uhr in Bett.  Dann ist es 20:30 Uhr und der erste Moment am Tag, an dem ich mal durch atmen kann. Da bin ich dann meistens aber schon so kaputt, dass außer Pennen nichts mehr geht. Zum Glück habe ich einen tollen Chef beim Designapparat in Kreuzberg, er passt sich super an. 

Es gilt ja nicht nur den Alltag zu schaffen, Mittwochs haben wir immer noch tanzen von 15:30 – 17:30 Uhr. Dann gibt es Dinge wie U-Untersuchungen, Impfen gehen, selber muss man mal zum Arzt oder sowas wie Frisur ? Einkaufen gehen? Putzen? Wäsche machen? Elternversammlung? Entwicklungsgespräche usw. Außerdem hat meine Tochter Epilepsie und wir müssen immer ein paar Regeln beachten, dass nicht zuviel Aktion in ihren Alltag kommt.  Ich weiß nicht wie das andere Paare machen, aber bei uns gibt es oft Tage an denen wir uns nicht einmal sehen. Er kommt 22 Uhr von der Arbeit muss noch zeichnen, ich schlafe schon. Dann stehe ich 6 Uhr und er schläft noch.

Wie wichtig ist Dir beruflicher Erfolg? Bist Du eine klassische Working-Mummy?
Nein, ich arbeite um Geld zu verdienen. Was bringt mir Erfolg, wenn ich am Ende des Lebens, nicht den zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben beim Großwerden zur Seite stehen konnte? Nicht sehen wie sie wachsen, sich entwicklen und nicht für sie da sein konnte. Wenn ich nicht müsste, würde ich das mit der Arbeit lassen. Durch meine eigentlichen Hobbys – Puppen nähen, Illustratieren und Designen wäre ich auch ohne Job 100% ausgelastet und glücklich. Außerdem hätte ich die Freiheit zu sagen, du möchtest heute nicht in die Kita, kein Problem dann bleibst du zu Hause. Das geht jetzt nicht und wenn man morgens eine weinende 4-Jährige hat, die lieber bei Mama bleiben würde, statt in die Kita zu müssen, bricht es mir das Herz ! 

Was ist für dich das schönste am Mummy-sein?
Diese unendliche LIEBE. Und das Erfahren von Grenzen.

Und ganz ehrlich, was treibt dich in den Wahnsinn?
Andere Eltern…. viel zu oft. Jeder sollte selber entscheiden, was er mit seinem Kind macht. Ich meine damit  Fernsehen? Süßigkeiten? Darf es mit 4 noch gestillt werden? Bei Mama und Papa im Bett schlafen?  Impfen? Kita? Viel zu oft meinen Eltern zu wissen, was andere Eltern besser machen könnten bzw. geben Tipps ,die keiner hören mag. Ich verstehe das nicht! Ich sage ja auch keinen, wen er lieben soll oder dass er mal lieber Schnitzel statt Brokkoli essen sollte! Ich entscheide aus dem Bauch heraus, lese keine Ratgeber oder das sollten sie so oder so machen. Warum auch? Wir sind Eltern und unsere Instinkte sagen uns ganz gut, was unser Kind braucht – oder auch nicht. Ich habe meine Regeln für meine Kinder und möchte, dass diese auch von anderen akzeptiert werden.

Aber zum Glück sind ja nicht alle so. Wir haben im Haus eine ganz tolle Familie mit einem ganz tollen Sohn, ich glaube am Ende ist es wie mit Freunden. Man sucht sich die, die gut zu einem passen bzw. viele Gemeinsamkeiten haben. Mit anderen Eltern/Menschen muss man sich eben auseinander setzten, auch wenn man vielleicht nicht möchte. Wenn man z.b. die selbe Kita besucht oder den Spielplatz gerade teilt oder was auch immer. 

Was würdest Du beim nächsten Mal anders machen?
Nichts.  

Vielen Dank für das hin- und mitreißende Interview, liebe Sarah!

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Und hier kommen Bilder und Links der getragenen Kleidungsstücke oder ähnlicher Produkte aus den Onlineshops der Bestseller-Marken:

Jakubs Outfit: Regular Fit Jeans von Jack&Jones, Jeans-Jacke von Jack&Jones, weisses Baumwoll Shirt von Selected Homme, braune Desert-Boots von Selected Homme

Gretas (4) Outfit: Gelber Baumwoll-Jumpsuit, Jeanslatzhose, Sandalen – alles von Name it.

Alberts (2) Outfit: Ringelshirt, Jeans mit HosenträgernMini Chucks – alles von Name it

Sarahs Outfit: weisses Baumwoll-Shirt von Object, schwarzeJeans Shorts von Vila, schwarze Stiefel von Selected

 

 

Mit Janine haben wir eine waschechte Moderedakteurin und Buchautorin („Der Mama Styleguide„) im Team. Sie schreibt aber nicht nur, sondern ist auch Stylistin und ja, auch sie ist Mutter. Und weil sie so viele Themengebiete abdecken kann, macht sie das auch bei uns! Übrigens hat sie pünktlich zu Weihnachten 2016 ihren zweiten Sohn bekommen und wird uns zukünftig das ein oder andere Mal Einblicke in die ganz normale Alltagscrazyness einer 2-fach-Mummy gewähren.

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