The day that… Rosa Lou was born

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Unsere heutige Gast-Mummy Katharina hat einen langen Weg hinter sich, und ihre Geschichte ist eine ganz Besondere. Denn eigentlich erzählt sie zwei Geburtsgeschichten: die, als ihre Tochter Rosa Lou auf die Welt kam und dann die, als sie nach einer Operation am Gehirn mit vier Monaten zum zweiten Mal geboren wurde…

Die erste Mail von Katharina bekamen wir vor zehn Monaten, weil sie ihre Geschichte mit uns teilen wollte. Drei Monate später bekamen wir wieder eine Mail, dass Rosa Lou unter einer Fehlbildung am Gehirn habe und eine ganz harte Zeit ihnen lag. Katharina schrieb, dass sie ihre Geschichte jetzt überdenken müsse und nicht weiß, ob und wie sie diese erzählen wolle. Umso glücklicher und stolzer sind wir, dass sie uns nun die ganze Geschichte aufgeschrieben hat – und wir finden, dass jeder sie lesen sollte! 

Ich wurde schon nach dem ersten Zyklus nach Absetzen der Pille schwanger, aufgrund ein paar gesundheitlicher Einschränkungen meinerseits ein kleines Wunder. Die Schwangerschaft war recht entspannt und ich war auch relativ gelassen. Hier und da etwas Unsicherheit, aber alles im Rahmen. Bis zum Ende senkte sich mein Baby nicht ins Becken und so war ich auch bis zur Geburt relativ beschwerdefrei. Ein paar Tage über dem Termin zeigten sich dann Auffälligkeiten beim CTG und meine Frauenärztin schickte mich zur Kontrolle ins Krankenhaus. Ich rief meine Beleghebamme an und nach der Beratung mit dem Klinikpersonal stand fest, ich würde jetzt mein Kind bekommen. Der Papa kam und es ging los. Die Einleitung erfolgte durch ein Gel. Der erste Versuch bewirkte nur ein zaghaftes Zucken, der zweite hatte es dann in sich. Ich bekam Wehen und die Herztöne zeigten weiter Auffälligkeiten sobald ich in einer anderen Position als auf der Seite liegend war. Also lag ich auf der Seite. Die Möglichkeit eines Kaiserschnitts stand relativ früh im Raum, aber wir wollten es weiter versuchen. So ging es dann noch ein paar Stunden. Meine Hebamme schlug eine PDA vor, damit das Baby und ich uns etwas entspannen könnten. Ich bekam die PDA, kein leichtes Unterfangen, denn die Anästhesistin musste sie mir in Seitenlage legen. Dazu brauchte es jede Menge Überzeugungskraft meiner Hebamme und zwei Versuche ihrerseits. Im Nachhinein war das der schlimmste Teil. Zwar wirkte die PDA, brachte aber leider nicht das gewünschte Resultat. Die Herztöne fielen plötzlich auch in Seitenlage ab und so ging dann alles super schnell. Der OP wurde vorbereitet, die Anästhesistin kam wieder und der Kaiserschnitt wurde gemacht. Geruckel und Gezerre und dann war sie da. Meine Tochter Rosa Lou wurde am 18.02.2015 um 4:52 Uhr geboren. Der Moment, als ich ihren ersten Schrei hörte, war wundervoll. Ich habe mich so vollständig gefühlt, eine tiefe Zufriedenheit hat mich erfüllt. Ich denke sehr gern diesen Moment zurück und das Glück, die schier endlose Liebe, die ich in diesem Augenblick spürte. All die Schmerzen und Strapazen waren vergessen, alles was zählte war, dass sie gesund auf die Welt gekommen war. 

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Vier Monate später, bei einem Impftermin, stellte sich heraus, dass Rosa nicht gesund war. Und dann wurde sie ein zweites Mal geboren, am 15.06.2015. An diesem Tag wurde sie an ihrem kleinen Gehirn operiert. Sie leidet unter einer Fehlbildung im Gehirn. Das Hirnwasser, der Liquor, kann aufgrund einer Verengung nicht abfließen. Das führte dazu, dass sich die Flüssigkeit staute, die Ventrikel sich vergrößerten und sie unter Hirndruck litt. Dieses Symptom heißt Hydrocephalus und kommt gar nicht so selten vor. Oft leiden Frühchen, die eine Hirnblutung hatten oder Kinder mit Spina Bifida darunter. Und manchmal ist es einfach eine Laune der Natur. Vielleicht hatte ich während der Schwangerschaft unbemerkt eine Infektion. Ich weiß es nicht und ich habe mich auch nie auf Ursachenforschung begeben, denn es ist mir egal. Jetzt hat sie ein Shuntsystem, das den überschüssigen Liquor über einen Schlauch in den Bauchraum ableitet. Man sieht davon nichts, es ist alles unter der Haut und trotzdem ist es da. Dieses System ermöglicht meiner Tochter ein „normales“ Leben, dafür bin ich unendlich dankbar. Lediglich Kontaktkörpersport und Tauchen sind nicht drin und im Berghain sollte sie sich, wegen der Magnete in ihrem Shunt, nicht neben die größte Box stellen, scherzte der Neurochirurg. Es werden noch weitere Operationen notwendig sein ebenso wie regelmäßige Kontrollen. Aber sie wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach vollkommen normal entwickeln. Gast_Mummy_Katharina1

Nach dem Kaiserschnitt hatte ich lange mit den Nachwirkungen zu kämpfen, sowohl physisch als auch psychisch. Ich fand die Schmerzen unglaublich und das für eine ziemlich lange Zeit. Jedes Mal, wenn ich von Rosas Geburt sprach, hatte ich irgendwie das Gefühl mich für den Kaiserschnitt rechtfertigen zu müssen. Totaler Schwachsinn und das war mir auch klar, aber das Gefühl war trotzdem da. Grade in der ersten Zeit des Mama-Seins war ich unsicher, habe meine Selbstsicherheit zu Teilen verloren. Man ist hypersensibel und empfindlich. Man liest Artikel und Blogs und dann ist da plötzlich dieser Druck. Das Kind nimmt Schaden durch den Kaiserschnitt. Nicht zu stillen ist das schlimmste, was man als Mutter tun kann. Diese Liste ließe sich ewig weiterführen. Keine Mutter kann und sollte das Gefühl haben all diese Ansprüche erfüllen zu müssen. Alles, was eine Mutter tun sollte, ist dafür zu sorgen, dass es ihrem Kind gut geht. Und dafür muss jede ihren eigenen Weg finden, es gibt kein richtig oder falsch, es gibt nur das, womit ich mich gut fühle und was meine Tochter glücklich macht. Ich kann das jetzt leben. Auch, weil ich erfahren musste, wie unglaublich kostbar das Leben ist. Diese Erfahrung wünsche ich niemandem, wohl aber die Erkenntnis die ich daraus gewonnen habe. Lasst euch nicht verunsichern oder von gutgemeinten Ratschlägen von eurem Weg abbringen, genießt euer Leben und das Glück Kinder zu haben. Ich habe eine Kraft in mir entdeckt, die unglaublich ist, keine Sekunde im Krankenhaus hat meine Tochter Angst gespürt. Sie hatte die starke Mutter an ihrer Seite die sie brauchte und die werde ich immer für sie sein. Diese Mutter sind wir alle.

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Vielen, vielen Dank liebe Katharina! Danke für die Geschichte und danke für die Erkenntnis, die Du mit uns teilst und der wir sofort beipflichten. Vielleicht machen wir uns das Leben einfach viel zu oft selbst schwer, zählt doch am Ende einfach nur, dass unser Kind gesund und am Leben ist. Wir wünschen Euch alles Glück der Welt!

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Für unsere Serie “The Day that…” freuen wir uns über jede Mummy unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und ihre Erlebnisse mit uns teilen möchte – Bei Interesse schreibt uns eine Nachricht an: info@mummy-mag.de

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4 Comments

  • Marike

    Sehr beeindruckend, wie Katharina mit dem Eingriff und dem Befund umgegangen ist. Ich wünsche ihr weiterhin so viel Kraft!

    Ihre Worte zum Gefühl nach der Geburt kann ich absolut bestätigen. Noch heute kommen mir manchmal die Tränen, wenn ich davon erzähle. Sicher der bewegendste Moment im Leben einer Frau. Abgesehen von der zweiten und dritten Geburt vielleicht 🙂

  • Anna

    Total ergriffen! Auch meine Kleine hat einen Hydrozephalus. Eventuell dadurch, dass ich das bereits seit der 22ssw wusste und es hieß, sie würden sie aus diesem Grund zwischen der 30.-34. ssw holen, um ihr dann den Shunt zu legen (alles kam -na klar- ganz anders), hatte ich diese Op bis jetzt nie als zweite Geburt gesehen. Der Gedanke kam mir nicht. Alles verlief bis jetzt wie im Rausch.
    Und jetzt: wie Recht sie hat!! Schöne Auseinandersetzung, schöne Gedanken und schöne Einstellung.
    Alles erdenklich Gute euch und ein Hoch auf die kleinen Kämpfer

  • Katharina

    Liebe Anna,

    Vielen Dank für deine lieben Worte. Ich hoffe sehr, dass bei euch alles gut verlaufen ist, viel Kraft und Freude!

    Alles liebe
    Katharina

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