Stillen, das Einfachste und Natürlichste der Welt, wenn es um die Ernährung eines Babys geht. Zumindest ist das, was einem bereits als werdende Mutter im frühesten Stadium von Häuserwänden, Screens und in der für die vorelterliche Recherche im Netz obligatorische Mom-Blog-Bubble neongrell entgegen leuchtet. Und das stimmt auch – wenn es dann erstmal läuft. Aber Hand auf die Brust, äh, auf’s Herz – der Weg dahin ist gar nicht unbedingt einfach und nichts, was man ganz allein in der Hand hat. Denn Stillen ist eine Teamleistung!

Aller Anfang ist schwer

Ich selbst bin Mutter von zwei Kindern und habe beide Kinder gestillt. Keine der beiden Stillbeziehungen war einfach, beide Male haben wir hart dafür gearbeitet, sogar gekämpft. Alles begann damit, dass mein erster Sohn das Stillen einfach nicht gut hinbekommen hat. Die tatsächliche Ursache haben wir trotz ausgiebiger Suche nie genau bestimmen können. Aber nach mehreren Wochen des Trainings mit allem, was dazu gehört (inklusive Hilfsmitteln, Tränen, minutiös geführten Protokollen, diversen Stillberatungen, Gefäßkrämpfen, Stillrheuma, noch mehr Tränen und einer kleinen, aber für mich nicht unbedeutenden familiären Vorbelastung im Hinterkopf) gelang es uns endlich, uns aufeinander einzulassen und einzuspielen. Es folgten leichtere Monate, auch ein paar schwerere Monate, durchzechte Nächte (okay, einer zechte, die andere, also ich, hatte schlichtweg keine Kraft für eine Wahl) und peu a peu ein „leises Ausschleichen“ des Stillens. Wir stillten insgesamt 14 Monate und das tatsächliche Ende dieser Beziehung war jäh, aber sehr friedlich.

Beim zweiten schon Stillprofi?

Als dann irgendwann das zweite Kind unterwegs war, machte ich mir gar keine großen Gedanken über das Stillen. Klar war, ich hatte diesen Kampf schon einmal gekämpft, alles gegeben und ihn schlussendlich gewonnen. Also war auch klar, dass mir das auch ein zweites Mal gelingen würde. Schließlich wüsste ich jetzt blind, wie es geht und war meiner Meinung nach längst Profi. Ich sah mich also gedanklich schon mit rosigen Wangen, einem im Nacken locker zusammengesteckten Messy Bun, aus dem sich natürlich ein paar sanft fallende Strähnen gelöst hätten, einer weiten, weißen und hübsch bestickten Leinenbluse lächelnd im Bett sitzen, das hungrige Kind im Arm, stillend, schmatzend,  zufrieden. Und natürlich passierte das in meiner Vorstellung ganz von selbst. Das „Anstillen“ des ersten Kindes lief schon im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation unglücklich, diesen Fehler würde ich jetzt nicht noch einmal machen. Diesmal, ja diesmal würde alles ganz anders werden. Ich sach mal so: Pustekuchen!

Denn im Kreißsaal lief es nicht. Auf der Wochenbettstation lief es nicht. Und obwohl es irgendwann im wahrsten Sinne lief und lief und lief… lief es einfach nicht. Ich konnte das gar nicht glauben, war verzweifelt, probierte, übte, kämpfte und… pumpte. Ich bekam eine elektrische Doppelpumpe, die ich auch mit nach Hause nehmen durfte und auch wenn diese Pumpe damals ein großes, schweres, lautes Ungetüm war, wäre ich ohne sie echt aufgeschmissen gewesen. Die ersten zwei Wochen war ich gefangen in einer Schleife aus Pumpen und Fläschchen geben, an Schlaf war kaum zu denken. Ich fühlte mich hilflos und allein gelassen – schon wieder. Die Rettung brachte meine Stillberaterin, eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Nachdem ich bei ihr war, klappte nach einigem Training erst das Trinken aus dem Stillhütchen, kurz darauf dann sogar „neat“. Es folgte eine sehr innige Stillbeziehung, die tatsächlich 31 Monate andauern sollte. Stillten wir anfangs noch hauptsächlich den Hunger nach Nahrung, stillten wir bei meinem kleinen „gefühlsstarken Kind“ bald darauf auch den nach Geborgenheit, Nähe, Liebe, Beruhigung, Trost und „Regulation von Gefühlen“. Ich stillte am Tag und in der Nacht, sitzend, stehend, liegend, gehend, anstelle von fester Nahrung, zusätzlich zur festen Nahrung, zuhause, unterwegs und einmal quer durch Deutschland.

Klar gab es auch hier wieder ruhigere Zeiten, in denen es einfach lief und andere, die wirklich hart waren. Trotzdem genoss ich diese innige Zeit und intimen Momente mit meinem Sohn sehr. Nach gut zweieinhalb Jahren stillte er sich mit einem sanften ersten Stubser von mir finally fast ganz von selbst ab

Was ich gelernt hab

Zurückblickend kann ich sagen, dass das Stillen eine der schönsten, aber auch intensivsten und sogar anstrengendsten Erfahrungen in meinem Leben als Mutter war. Obwohl es immer wieder mal Momente gab, in denen ich verteufelt habe, dass meine Kinder die Flasche ablehnten, in denen ich los wollte, unabhängig und frei sein, in denen ich mich danach sehnte, nicht allein verantwortlich für die Versorgung und das einzig funktionierde, dafür aber „Allheilmittel” zu sein – ich habe es geliebt, so sehr genossen und würde es immer wieder so tun. Zum Schluss habe ich euch noch noch einmal zusammengetragen, was mir wirklich geholfen hat oder ich beim nächsten Mal so machen würde:

10 Tipps für einen entspannten Stillstart

1. Schon vor der Geburt zu einer Stillberatung gehen

Stillen ist etwas, das meiner Meinung nach in der Schwangerschaft und in den Geburtsvorbereitungskursen deutlich zu kurz kommt, auch, wenn es hier oder da mal kurz angesprochen wird. Meine absolute Empfehlung für alle (Bald-)Mamas, die stillen wollen: Macht euch rechtzeitig für die letzten Wochen eurer Schwangerschaft einen Termin bei einer Stillberaterin aus und lasst euch gerade im Hinblick auf das “Anstillen” beraten und unterstützen. Vielleicht denkt ihr irgendwann, dass das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, aber ich sage euch: Es kann auch wirklich Vieles vereinfachen, was später nur schwer wieder “auszumerzen” ist! Eine Stillberaterin in eurer Nähe findet ihr zum Beispiel über die Suche auf der Seite des Berufsverbandes deutscher Laktationsberaterinnen.

2. Eine Meinung auswählen
und darauf vertrauen 

Im Idealfall habt ihr also schon in der späten Schwangerschaft eine Stillberaterin aufgesucht, die euch unterstützt und euch Tipps und Hinweise für einen entspannten Stillstart gegeben hat. Wenn ihr euch bei ihr gut aufgehoben fühlt, ist es jetzt an der Zeit, vor allen anderen Ratschlägen und Ratgebern die Ohren zu verschließen. Egal ob die 17 Schwestern und Pflegerinnen auf der Wochenstation, eure Hebamme, vor allem aber auch die anderen Mamas im Freundeskreis, Schwestern, eigenen Mütter oder schlimmstenfalls die Damen in irgendwelchen Foren im Internet – jede hat eine andere Meinung und wie es so schön heißt, viele Köche verderben den Brei. Wenn ihr nämlich versucht, alle (und teilweise sehr widersprüchliche) Tipps zu befolgen, seid ihr irgendwann in einem kompletten Chaos gefangen und wisst überhaupt nicht mehr, wo oben und unten ist.

3. Die Happy Hour nutzen

Die Geburt ist geschafft, euer so lang ersehntes Kindchen ist endlich da und ihr wisst vor lauter Hormonen, Glück und Erschöpfung längst nicht mehr, wo euch der Kopf steht. Das Baby schläft gerade so schön und am liebsten würdet ihr es ihm gleichtun und euch – zurecht – von den Strapazen der letzten Stunden erholen. Das könnt ihr auch, aber nichtsdestotrotz solltet ihr spätestens alle 2-4 Stunden versuchen, das Baby anzulegen. Selbst, wenn nur ein Tröpfchen eurer Vormilch (auch Kolostrum genannt, die Übergangsmilch schießt in den nächsten drei Tagen ein und nach vier Wochen spricht man von “reifer Milch”) die Lippen eures Babys benetzt, profitiert ihr beide davon. Das Baby lernt den Geschmack kennen und bekommt Lust auf mehr und eure Milchbildung wird unterstützt und angeregt. Übrigens: von der Vormilch werdet ihr nur sehr kleine Mengen produzieren, die reichen aber für den sehr kleinen Magen eures Babys am Anfang (und im Normalfall) vollkommen aus.

4. Die rosarote Brille absetzen

Klar wird euch von allen Seiten vermittelt, Stillen sei wunderschön, naturgegeben, intuitiv und gar kein Problem. So ist es ja auch – irgendwann! Behaltet eure rosarote Brille unbedingt auf, aber setzt sie – zunächst mal – in Bezug auf das Stillen ab. (Fast) aller Anfang ist schwer, ein Stillstart meist holprig und manchmal sogar schmerzhaft oder frustrierend. Kein Grund aber, die Flinte gleich ins Korn zu werfen, ihr schafft das schon, nur Mut.

5. Macht doch, was ihr wollt!

Vor allem aber: Nehmt den Druck raus! Wann, wo, wie oft und wie lange ihr stillt, was zählt ist allein, dass ihr euren eigenen Weg findet. Egal, ob es um die Stillposition geht, um die Häufigkeit, ob ihr zusätzlich das Fläschchen gebt oder euch ganz gegen das Stillen entscheidet – es ist euer Weg, den ihr gehen müsst und auf dem ihr euch wohlfühlen sollt. Alle guten Ratschläge hin oder her: letzten Endes macht bitte, was ihr wollt und was sich gut für euch anfühlt. Und wenn ihr nicht weiter wisst, vertraut auf euer Bauchgefühl, das ist meistens gar nicht so schlecht, wenn es um solche Entscheidungen geht.

„Macht es euch schön, auch wenn es noch nicht schön ist.“
Swantje Outzen, Hebamme

6. Zeit lassen

Setzt euch nicht unter Druck, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappen will. Gut Ding will Weile haben, das gilt auch fürs Stillen. Nehmt euch genug Zeit, euch zu beschnuppern. Denn auch, wenn ihr euch die ganze Schwangerschaft über nah wart wie nie, im Grunde müsst ihr euch doch aber erstmal so richtig kennenlernen. Am besten, ihr kuschelt euch zusammen ins Bett und verbringt dort viel Zeit – idealerweise Haut an Haut. Wenn ihr das nackte (oder nur bewindelte) Würmchen auf eure entblößte Brust legt, wird euer Geruch und die dunklere Färbung der Brustwarzen es animieren, zu gegebener Zeit einfach “zur Quelle zu robben”.

7. Besuch vertagen

Da liegt ihr also, (halb)nackend und eingekuschelt in weiche Decken. Welchen Grund sollte es jetzt geben, das für längere Zeit zu unterbrechen? Muss der Besuch der Schwiegermutter wirklich jetzt sein, hat das nicht vielleicht auch noch Zeit? Das Baby wohnt jetzt ja da – und wird auch erstmal nicht mehr weggehen. Und wichtiger als die ganzen Antrittsbesuche, die im Zweifel auch noch gebackenen Kuchen oder eine fünfgängige Dinnerparty mit sich bringen (Obacht, das war möglicherweise etwas übertrieben), ist das Ankommen mit eurem Baby, und dass die Milchbildung ordentlich in Gang kommt. 

„Macht doch, was ihr wollt!“
Swantje Outzen, Hebamme

8. Eine Milchpumpe benutzen

Gerade in den ersten Tagen bzw. beim Milcheinschuss werdet ihr beinah dauerhaft das Gefühl haben, fast platzen zu müssen. Das wird nach ein paar Tagen zwar besser, aber Monate dauern, bis der Bedarf eures Babys und eure Milchmenge gut aufeinander abgestimmt sind. Um dieses “Völlegefühl” der etwas anderen Art ein bisschen zu mildern, kannst du deine Brust entweder sanft ausstreichen oder die Milch abpumpen. Super geeignet ist dafür eine Doppelpumpe, weil das einfach beide Brüste gleichmäßig entlastet und dadurch nicht zuletzt auch wertvolle Zeit spart. Die elektrische Doppelpumpe von Avent beispielsweise ist dabei ein nicht zu unterschätzendes Helferlein. Sie ist klein, hat ganz weiche, flexible Massagekissen, die sich der Brust ganz individuell anpassen und das Beste: Man kann sich beim Abpumpen ganz gemütlich in die Sofakissen lehnen und muss nicht unbequem nach vorne gebeugt über der Pumpe hängen. Außerdem kann man zwischen drei verschiedenen Pumpeinstellungen wählen und so diejenige finden, die für einen selbst am angenehmsten ist. Die Avent Doppelpumpe ist übrigens flüsterleise und stört so weder Babys Schläfchen tagsüber noch in der Nacht. Die aufgefangene Milch kann dann einfach später verfüttert oder im Tiefkühler für “Trockenperioden” aufbewahrt werden.

Vor dem Stillen könnt ihr den Milchspendereflex zusätzlich anregen, in dem ihr etwas Wärme auf die Brust gebt. Das geht beispielsweise unter der Dusche oder mit einem feuchten Lappen, ihr könnt aber auch auf die Thermopads von Avent  zurückgreifen. Einfach kurz in warmen Wasser aufwärmen, in die angefeuchtete, weiche Stoffhülle geben und auf die Brust legen. Die Brustwarze bleibt durch die schlaue Aussparung verschont. Übrigens sind diese Pads echt praktisch, denn sie können auch im Kühlschrank aufbewahrt und zum Kühlen der Brust, zum Beispiel in den den ersten Tages des Milcheinschusses oder bei einem Milchstau, eingesetzt werden. Auch hier ist die Aussparung wieder unglaublich hilfreich, wer will schon ein Kühlpack auf seiner empfindlichen Brustwarze haben… By the way sind die Thermopads eine tolle (immer wieder verwendbare und hygienische) Alternative zu den guten alten Kohlblättern.

„Stillen ist eine Teamleistung!“
Philips Avent

„Stillen muss sich erst einstellen, tanzen lernt man ja auch nicht an einem Tag“
Swantje Outzen, Hebamme

9. Brustwarzenpflege zur Vorbeugung wunder Brustwarzen

Vorsorgen ist besser als nachsorgen oder wie war das noch? Gerade am Anfang ist die Gefahr wunder Brustwarzen hoch. Geringer wird das Risiko bei guter Pflege mit reinem (!) Lanolin, also Wollfett. Am besten besorgt ihr euch das in der Apotheke – die Tuben sind mini, aber halten trotzdem ewig. Lasst die Brust einfach nach dem Stillen einen Moment an der Luft trocken und tragt dann mit eine dünne Schicht Lanolin auf. Vor dem nächsten Stillen reicht es, wenn ihr das überschüssige Lanolin einfach mit einem weichen Tuch abwischt.

10. Wunde Brustwarzen pflegen

Natürlich sind eure Brustwarzen, insbesondere am Anfang der Stillzeit, aber auch zwischendrin, zum Beispiel während der Wachstumsphasen eures Babys, immer mal wieder stärker beansprucht und können wund werden. Auch hier hilft die Pflege mit Lanolin. Zusätzlich könnt ihr etwas Schwarztee aufkochen, die Flüssigkeit auf eine kleine Kompresse träufeln und diese für maximal 10 Minuten auf die Brustwarze legen. Die im Tee enthaltenen Gerbstoffe lindern die Entzündung und unterstützen den Heilungsprozess. Wichtig ist, den wunden Brustwarzen genügend Luft zu lassen und zusätzliche Reibung zu vermeiden. Schneidet euch zwei Löcher in ein altes Shirt, das ihr dann zuhause tragen könnt (Obacht, wenn es an der Tür klingelt!) Wenn das oder das reine Nackt sein keine Option ist, könnt ihr euch aus einer alten (gewaschenen) Socke einen “Donut” bauen. Schneidet dazu einfach die Spitze der Socke ab und rollt den Rest zusammen. Diesen Donut könnt ihr jetzt in euren BH und um die Brustwarze legen, so ist sie trotz der Kleiderschichten gut geschützt. Wenn ihr keine alte Socke habt, nehmt einfach stattdessen zwei Stilleinlagen, klebt sie mit Hilfe ihrer Klebestreifen zusammen und schneidet ein genug großes Loch in die Mitte. Das ganze könnt ihr jetzt noch mit einer selbsthaftenden Mullbinde umwickeln, fertig.  Und wer nicht basteln will, kein Problem, der greift einfach auf die Avent Brustschalen zurück, die gleichzeitig auch noch tropfende Milch auffangen. PS: Solltet ihr Heilwolle verwenden, legt sie bitte niemals auf offene Wunden. Trocknen die nämlich ab, reißt ihr sie jedes Mal wieder mit auf, wenn ihr die Heilwolle entfernen wollt. 

Einen Zusatztipp habe ich auch noch für euch, dabei geht es um Hilfsmittel jedweder Art. Apotheken, Drogerien und das Internet sind voll von Stillhilfen aller Couleur: Stillhütchen, die Niplette, Silber- und Zinkhütchen, Brustschalen, um nur mal einige zu nennen. Jetzt noch einmal inbrünstig Hand aufs Herz: In manchen Situationen sind sie mehr als Gold wert, können Mutter und Kind unterstützen, Schmerzen lindern und helfen, die Stillbeziehung auf- und auszubauen. Aber: Nicht jede Frau braucht diese Hilfsmittel und schon gar nicht braucht jede jedes und zu jeder Zeit. Außerdem kommt es nicht nur auf den richtigen Einsatzmoment, sondern auch auf die richtige Größe und vor allem auf die korrekte Handhabung an. Lasst euch dazu unbedingt von eurer Stillberaterin unterstützen.

„Vergleicht euch nicht. Jede Mama ist einzigartig.“
Swantje Outzen, Hebamme

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Philips Avent. Vielen Dank!