MUMMY MAG Altersarmutfalle Kinder kriegen

Altersarmutsfalle
Kinder kriegen

[et_pb_section bb_built=“1″][et_pb_row][et_pb_column type=“4_4″][et_pb_image _builder_version=“3.0.71″ src=“https://mummy-mag.de/wp-content/uploads/2018/10/Sabine-Ponath-Rente-altersarmutsfalle-mummy-mag-Kopie.jpg“ show_in_lightbox=“off“ url_new_window=“off“ use_overlay=“off“ sticky=“off“ align=“left“ always_center_on_mobile=“on“ border_style=“solid“ force_fullwidth=“off“ /][et_pb_text _builder_version=“3.0.71″ background_layout=“light“ text_orientation=“left“ border_style=“solid“]

„Heizung? Ist mir zu teuer“, sagte mir meine Bekannte vor einigen Jahren. Sie kuschle sich abends einfach in eine Decke. Ihre Handgelenke waren immer in selbst gestrickten Pulswärmern versteckt, oft verziert mit funkelnden Glassteinen. Um den Hals üppige Tücher und Schals. Sie selbst so dünn und zart wie eine weißhaarige Elfe. Meine Bekannte, nennen wir sie Martha, arbeitete stundenweise um ihre Rente aufzustocken. Sie war Ende 60 und hatte oft schlimme Rückenschmerzen. Doch die Arbeit war ihr wichtig: „Ohne den Zuverdienst geht es einfach nicht.“

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So wie Martha geht es vielen älteren Menschen in Deutschland. Eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zeigt: Fast jede sechste Person im Rentenalter ist von der relativen Einkommensarmut betroffen. Tendenz ist laut Bertelsmann Stiftung und Wohlfahrtsverband steigend.

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Du hast Kinder? Dann gehörst du zur Risikogruppe.

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Dabei ist Altersarmut vor allem ein Frauenproblem. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt nach wie vor 21 Prozent weniger als Männer. In Familien bleiben außerdem meist die Frauen zuhause, um sich um die Kinder zu kümmern oder Angehörige zu pflegen. Der Wiedereinstieg in den Beruf erfolgt dann erst einmal in Teilzeit.

Ein Kind zu bekommen bedeutet für die meisten von uns einen Einschnitt im bisherigen Berufsleben. Ganz gewollt. Auch ich habe das volle Jahr Elternzeit in Anspruch genommen, bei beiden Kindern. Und auch ich steige danach erst einmal in Teilzeit wieder in den Job ein. Aber: So unglaublich wertvoll und schön die Babyauszeit ist, so brutal sind die Folgen: Frauen erhalten aktuell durchschnittlich knapp 60 Prozent weniger Rente als Männer durch eigenständig erworbene AnsprücheIn Paarbeziehungen darauf zu vertrauen, dass der Lebenspartner diese Lücke auffängt, ist nur in der rosa-wolkigen Welt von Walt Disney eine gute Idee. Mehr als ein Drittel der Ehen in Deutschland wird geschieden (2017).

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Alles ganz schön bedrückend. Als hätten wir nicht schon genug um die Ohren. Was sollen wir mit der düsteren Prognose anfangen? Vom Kreißsaal direkt zurück auf den Bürostuhl? Frauen, die kurz nach der Geburt wieder anfangen zu arbeiten oder nach dem ersten Lebensjahr des Kindes wieder in Vollzeit einsteigen sind hierzulande Ausnahmefälle. Kennt ihr jemanden, der das so macht? Ich kann sie an einer Hand abzählen.

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Ich habe es geliebt, meine Babys im ersten Lebensjahr ganz nah bei mir haben zu können. Aber ich bin mir im Klaren darüber, was es mich kosten könnte. Die Professorin und Altersforscherin Irene Götz warnt: Im Alter zahlen die Frauen den Preis.
Die Politik fördert das Zuhause bleiben zusätzlich nach dem ersten Elternzeitjahr durch das Ehegattensplitting und das Betreuungsgeld. Auch ich bin gerne zuhause bei meinen Kindern. Politisch zu subventionieren, dass eine Person – in der Regel die Frau – zu Hause bleibt anstatt berufstätig zu sein macht aber keinen Sinn. Zumindest im Hinblick auf die Rente sind diese politischen Instrumente total falsche, gefährliche Anreize.

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Frauen zahlen den Preis

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Die Große Koalition hat auf die Altersarmut in Deutschland mit dem Konzept der Grundrente reagiert: Wer mindestens 35 Jahre gearbeitet hat, soll im Alter eine Rente bekommen, die zehn Prozent über der Grundsicherung liegt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, über wie viel wir hier sprechen: Die durchschnittliche Höhe der Grundsicherung lag im März 2018 laut Statistischem Bundesamt bei 789 Euro im Monat. Was das für euren bisherigen Lebensstandard bedeuten würde, könnt ihr euch ja ausrechnen.
Die GroKo will außerdem garantieren, dass der Rentenbeitragssatz bis 2025 nicht über 20 Prozent steigt, das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinkt. Allerdings gehen die geburtenstarken Jahrgänge erst nach 2025 in Rente.

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Die durchschnittliche Höhe der Grundsicherung lag im März 2018 laut Statistischem Bundesamt bei 789 Euro im Monat. Was das für euren bisherigen Lebensstandard bedeuten würde, könnt ihr euch ja ausrechnen.

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Die Rente ist unsicher

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Sicher ist also gar nichts. Selbst wenn es in 30, 40 oder 50 Jahren noch eine staatliche Rente geben sollte, wage ich zu bezweifeln, dass wir davon noch ordentlich leben können. Das betrifft uns Frauen umso mehr.

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Auf die Rente können wir uns nicht verlassen. Klingt hart, ist es auch. Es nützt Geringverdienerinnen wenig, wenn Bundeskanzlerin Merkel empfiehlt, vorsorglich eine „Zusatzversicherung“ abzuschließen. Dazu hatte sie 2017 einer Krankenhaus-Reinigungskraft in der Sendung „Klartext, Frau Merkel“ geraten. Klar, wer etwas für später zurücklegen kann, macht das. Ich habe das große Glück, fürs Alter sparen zu können und habe ins Eigenheim investiert. Klingt spießig, isses auch – macht langfristig jedoch ziemlich Sinn. Aber nicht bei allen reicht das Geld am Ende des Monats dafür. Gerade die, die jetzt schon wenig verdienen, sind im Alter besonders von Armut bedroht.

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Nachhaltiger als flickenartige Rentenanpassungen zu verschenken wäre es, Benachteiligungen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu beheben. Also die Wurzel des Übels anzupacken, anstatt an den Symptomen rumzudoktern. Das Rückkehrrecht auf Vollzeit war schon einmal ein guter Schritt, wenn auch nicht ganz so mutig zu Ende gedacht, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber immerhin. Fehlt „nur“ noch, Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen herzustellen, typische Frauenjobs aufzuwerten und den Notstand in der Kinderbetreuung anzugehen. Auch Ideen wie eine 35-Stunden-Woche für alle finde ich spannend.

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Ja, ich arbeite nach dem 12. Lebensmonat meines Jüngsten in Teilzeit. Wie auch schon davor werde ich wieder in einem Abgeordnetenbüro im Bundestag anfangen. 23 Stunden pro Woche passen für uns gut, die Kinder sind so lange in der Kita. Für euch passt es gerade vielleicht besser, ganz zuhause zu sein. Oder aber ihr habt eine Lösung gefunden um Vollzeit zu arbeiten. Jede Familie ist anders, jedes Betreuungsmodell funktioniert ganz individuell. Trotzdem, auch wenn ich dadurch klinge wie eine altkluge Spielverderberin: egal, wie ihr euch entscheidet – vergesst die Rente nicht.

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Mehr Infos findet ihr zum Beispiel auf der Website des Equal Pension Day. Das Aktionsbündnis macht auf den Rentenunterschied zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Auf der Seite gibt es zahlreiche Studien, Artikel und Hintergrundinformationen zum Thema.

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Das könnt ihr tun

Mein Partner ist keine Altersversorgung

Ich hoffe und gehe davon aus, für immer mit meinem Partner glücklich zusammen zu bleiben. Aber frei nach der tollen Finanzberaterin Helma Sick: Mein Partner ist keine Altersversorgung. Dafür muss ich selbst einstehen. Einen Ausblick auf eure spätere staatliche Rente erhaltet ihr jährlich per Post mit der Rentenmitteilung. Ihr seht daran, um wie viel euer monatliches Nettoeinkommen die monatlich vorgesehene Rente übersteigt. Das nennt man dann Rentenlücke.

Legt etwas für später zurück

Wenn es nur irgendwie geht: Legt etwas für später zurück. Damit könnt ihr später im besten Fall die Rentenlücke ausgleichen. Je eher ihr damit anfangt, desto besser. Ist eigentlich logisch: erstens braucht ihr dann monatlich deutlich weniger Euro zurücklegen um letzten Endes auf die selbe Summe zu kommen. Zweitens gibt es für das zurückgelegte Geld Zinsen. Je länger das Geld also liegt, desto mehr gibt es on top.

Welches Modell

Welches Modell für eure Altersvorsorge passend ist, solltet ihr am besten mit eurer Bank oder einer unabhängigen Finanzberatung besprechen. Inzwischen gibt es viele Versicherungen, die flexibel auf wechselnde Einkommens- und Lebenssituationen eingehen. So könnt ihr etwas zurücklegen ohne monatlich fest gebunden zu sein. Vor allem für prekäre Situationen kann das sehr wichtig sein. Hier ein paar konkrete Beispiele, was ihr machen könnt:

        – Geförderte private Vorsorge, zum Beispiel Riester-Rente oder Betriebliche Altersvorsorge,

        – Ungeförderte private Vorsorge, zum Beispiel Lebensversicherungen oder ein Rentenversicherungen,

        – Sonstige Geldanlage, zum Beispiel Aktienfonds oder Immobilien;

Jede der Anlageformen hat Vor- und Nachteile. Sichere Evergreens sind derzeit etwa häufig keine gute Idee. Im Moment sind die Zinsen so niedrig, dass sich zum Beispiel Lebensversicherungen kaum mehr lohnen. Auch andere Anlageformen passen nicht für jeden. So ist an der Riester-Rente beispielsweise toll, dass der Staat noch etwas dazu steckt. Andererseits kann es sein, dass man als Geringverdiener*in später die Grundsicherung bekommt und alles Angesparte dadurch an den Staat fällt. Außerdem kann beim Renteneintritt nicht die ganze Summe auf einmal, sondern nur tröpfchenweise ausbezahlt werden. Eine Immobilie hingegen ist eine zeitlose, sichere Anlage. Auch da ist man vor Wertverfall nie geschützt – aber zur Not kann man immerhin darin leben, so dass langfristig keine Mietkosten anfallen. Nachteil ist daran natürlich, dass man dafür ein wenig Eigenkapital aufbringen muss und die meisten Banken bei der monatlichen Ratenzahlung nicht sehr flexibel sind. Eine Antwort darauf, welche Anlageform für euch gut ist, ist also nicht so einfach. Wendet euch daher unbedingt an Expert*innen und vergleicht verschiedene Optionen.

Teilzeitjob

Ein Teilzeitjob ist für den Wiedereinstieg für viele naheliegend, so auch für mich. Dabei macht es aber je nach individueller Situation Sinn, peu a peu wieder aufzustocken und nicht in der „Teilzeitfalle“ stecken zu bleiben.

Minijob

Vorsicht vor allem beim Minijob: auch wenn es reizvoll scheint, dass keine Steuern entrichtet werden müssen – mit dem Minijob bleibt die Rücklage auf der Strecke. Außerdem ist der Sprung vom Minijob zurück in einen sozialversicherungspflichtigen Job eher unwahrscheinlich.

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Sabine Ponath kommt als Exil-Bayerin aus einem kleinen Dorf und lebt seit einiger Zeit in Berlin. Seit 2006 ist sie immer mal mehr, mal weniger politisch aktiv bei den Grünen. Zum Beispiel hat sie schon für den Bayerischen Landtag kandidiert oder war Sprecherin der Grünen Jugend Bayern. Die Leidenschaft hat sie sich zum Beruf gemacht und arbeitet seit 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Abgeordnete, erst im Landtag, dann im Bundestag. Dabei hat sie ihren Magister eigentlich in Pädagogik, Psychologie und Soziologie gemacht. Seit 2015 schreibt Sabine außerdem auf ihrem Blog „Mum & still me“, nicht nur über Politik, auch über ihr Leben als Zweifachmama und was sonst noch dazugehört.

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