Familiengeschichten aus dem Camper – über Erwartungen und den Alltag auf 14qm
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Tina Jacobsen macht das wovon viele nur zu träumen wagen. Sie hat mit ihrer vierköpfigen kleinen Familie Heimat und Zuhause hinter sich gelassen und ist mit einem Camper unterwegs durch Europa und Nordafrika. In ihrem Gastbeitrag schildert sie Gedanken vor und während der Reise und was dieser besondere Ausflug mit ihnen macht….
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Machen ist wie wollen, nur krasser.
„Ein Jahr, wir vier. Ein Road Trip durch Europa. Ausbrechen aus dem Alltag und alles einfach mal hinter uns lassen. Wenn auch nur für eine bestimmte Zeit. Das, wovon so viele träumen. Und wo man immer denkt, dass es ja doch nicht möglich ist. Irgendwo habe ich mal gelesen: Machen ist wie wollen, nur krasser. „Stimmt irgendwie“ habe ich mir gedacht. Und genau so hat es angefangen.
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Wir haben einen Camper direkt vor der Tür stehen. Wir lieben es, damit unterwegs zu sein. Und wir waren unzufrieden. Unzufrieden mit unserem super Leben mitten in Hamburg Altona. Jammern auf hohem Niveau, wie man immer sagt. Also haben wir uns die Frage gestellt, was wäre denn, wenn wir den ganzen Alltag einfach mal für eine bestimmte Zeit hinter uns lassen könnten? Wenn wir uns selbst Raum schaffen würden, um darüber nachzudenken, was wir eigentlich wollen? Wir als Familie und wir – jeder für sich. Mehr Zeit mit den Liebsten. Unbeschwertheit. Die Welt erkunden und entdecken. Warum nicht? Arne hat Elternzeit beantragt, ich arbeite freiberuflich und wir hatten gerade unseren Bus verkauft und noch ein bisschen was Gespartes. Wir haben unsere Wohnung gekündigt, einiges verkauft und den Rest eingelagert.
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Viel Zeit zum Nachdenken gab es dann nicht mehr. Was uns eigentlich wirklich erwarten wird, wussten wir nicht. Aber was uns erwarten könnte, das klang gut. Ich glaube, für die Kinder war es gar nicht richtig greifbar. Wie lange ist denn ein ganzes Jahr? Für den Großen wurde es ein bisschen verständlicher, als wir gesagt haben, dass jeder von uns einmal unterwegs Geburtstag hat. Und die Info, dass Papa nicht mehr auf die Arbeit geht und wir immer zusammen sein werden, hat dann vermutlich jeden aufkeimenden Zweifel aus ihren kleinen Köpfchen vertrieben.
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Und bei uns? Uns war schon klar, dass wir nicht 365 Tage Sonnenschein haben werden. Dass es an manchen Stellen anstrengend werden wird und wir uns zwischendurch sicher auch mal tierisch auf die Nerven gehen. Von 110 qm auf 14 qm. Könnte auch schwierig werden. Für uns und für die Kinder.
„Ein Jahr ohne jegliche Art von Kinderbetreuung? Seid ihr verrückt?“ wurde ich von einer Mama aus dem Kindergarten gefragt. Ich wusste erst gar nicht, was sie meint, schließlich machten wir das Ganze doch um mehr Zeit mit der Familie, mit unseren Kindern, zu haben. Aber recht hat sie ja schon irgendwie. Keine Kita. Keine Großeltern in der Nähe. Familienleben rund um die Uhr und das auf engem Raum.
Jetzt sind wir seit fast 8 Monaten unterwegs. Haben unseren Alltag „on the road“. Wir waren in 6 Ländern, haben an 98 unterschiedlichen Spots gestanden, weit über 7000 Fotos gemacht. Hatten wahnsinnig tolle Tage und manchmal auch echt doofe.
Und was hat die Reise jetzt bisher mit uns gemacht? Wie ist das denn, mit den Erwartungen, die man vorher hatte? Haben wir uns verändert? Und wie hat sich unser Familienleben verändert?
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Ich glaube, das lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten. Die ersten Wochen, die wir unterwegs waren, haben sich angefühlt wie Urlaub. Raus, weg, bloß nicht nachdenken und möglichst viel genießen. Dann begreift man irgendwann, dass es gar kein Urlaub ist. Und man merkt, dass man auch jetzt einen Alltag hat. Nur eben einen anderen. Der geregelte, durchgeplante Tagesablauf fällt weg. Statt früh aufstehen und zur Arbeit, oder in die Kita zu hetzen, bleiben wir manchmal morgens einfach liegen. Kuscheln, vorlesen, spielen im Bett und Frühstück um halb elf – einfach nur weil man es kann! Das ist schon cool und das genießen wir wirklich sehr.
Man denkt ja auch: Super – jetzt müssen wir mal ein Jahr lang gar nichts. Keine Termine, Familienfeiern, Elternabende oder andere Verpflichtungen. Kein Müssen nur Wollen! Das ist natürlich Quatsch. Ohne „Müssen“ geht nicht. Oder nur schwer. Wir müssen genauso einkaufen, abspülen, Wäsche waschen und uns um unsere Wohnung, in dem Fall, unseren Camper kümmern. Wir können uns nicht komplett frei machen von Konsum, Zivilisation und auch nicht von dem Gedanken wie es für uns weitergeht.
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Als Anton krank war und drei Tage Fieber hatte, ist mir das noch mal richtig bewusst geworden. Weil wir einfach die Zeit hatten uns voll auf ihn und seine Bedürfnisse einzustellen.
Keine Termine, die man einhalten muss und das Kind vielleicht auch mal mit schlechtem Gewissen und Rotznase in die Kita steckt.
Er wollte den ganzen Tag in unserer Nähe sein. Nach Möglichkeit immer auf dem Schoss oder auf dem Arm. Mittags zwei Stunden im Bett liegen und Bücher anschauen. Was zuhause vermutlich super anstrengend gewesen wäre, war jetzt total ok.
Und das so wahrzunehmen ist toll. Zu merken, dass es auch anders geht und dieses ständige Funktionieren und irgendwas müssen nicht da ist.
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Wir wissen, dass das jetzt grade kein Normalzustand ist. Das wir nicht für immer mit unserem Camper durch die Welt fahren können. Würden wir vermutlich, selbst wenn wir könnten, so auch nicht machen wollen.
Trotzdem sind wir uns sicher, es muss irgendwas dazwischen geben. Zwischen völlig frei und dem schleppenden Alltag von sich aneinanderreihenden Wochen zuhause. In denen man manchmal gar nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht und was um einen rum eigentlich alles passiert.
Unser Familienleben hat sich verändert. Wir sind noch enger zusammen, als wir es vorher schon waren. Und diese Zeit, die wir gerade miteinander haben, zeigt uns schon ziemlich klar, was anscheinend wirklich wichtig ist.“
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Wen es jetzt in den Fingern juckt und mehr über Familie Jacobsen erfahren möchte kann das auf ihrem Blog tun: ourlifeisbetteroutside.de
Oder auch ihnen via Instagramkanal folgen: instagram.com/ourlifeisbetteroutside/
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Mehr Geschichten von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, wie z.B. Sakura und Carina, die mit ihren Familien in China leben…
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Sakura Fischer hat deutsch-japanische Wurzeln und lebt seit einiger Zeit mit ihrer bunten Familie in Peking – wie aus einem Jahr inzwischen fünf wurden, lest ihr HIER.
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„Niemals China!“ – Warum Carina und ihre Familie nun doch in Shanghai leben lest ihr HIER.
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Maier H.
Eine Wahnsinns Geschichte – ich bin Stolz auf euch.
Gruß aus Obernau H. M.