K wie Kacke
Der (Alb)traum von der Windelfreiheit

achdukacke

Neulich stolpere ich bei meiner täglichen, heimlichen Abend-Dosis Social Media, über einen Edition F-Artikel den Vanessa auf Facebook geteilt hat. Er handelt von dem kürzlich erschienenen Buch der amerikanischen Bloggerin Karen Alpert, die kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um den „wahren“ Alltag mit ihren Kotzbrocken, bzw. Kindern geht. Im oberen Beitrags-Drittel begegnen mir derart viele Kraftausdrücke, dass ich fast geneigt bin, das weiterlesen bleiben zu lassen. Doch dann,  in der Mitte des Artikels, stoße ich auf einen Punkt, der eine wahre Untertreibung ist: Das Töpfchen-Thema!

Karen Alpert über „Aufs Töpfchen gehen“
„Ich erinnere mich noch gut an all diese Arschgesichter, ähh, ich meine natürlich all die netten Leutchen, die gefragt haben, ob meine Tochter denn schon aufs Töpfchen geht? Ähmmm, ernsthaft jetzt? Weil entweder ist das eine Windel, oder mein dreijähriges Mädchen hat tatsächlich einen Hintern wie Kim Kardashian in ihren Jeggings. Was zum Henker soll dieses panische Töpfchentraining? Ich meine, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich hasse Windelwechseln. Aber wissen Sie, was ich noch mehr hasse? Warten, bis im Flugzeug das Anschnallzeichen ausgeht, weil mein Herzblatt mir unmittelbar beim Rollen auf die Startbahn mitgeteilt hat, dass sie mal muss. Oder wie wär’s damit? Wir verlassen die Einfahrt und sind etwa vierzig Sekunden gefahren, und von hinten kommt: „Mami, ich muss Pipi!“ Ähhmm, falsch. Du MUSSTEST Pipi. Und jetzt sitzt du in deinem Kindersitz in einer Urinpfütze. Hammer. Ich vermisse die Windeln.“

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit
Wir stecken gerade mittendrin im Auge des Tornados all derer die permanent fragen, ob unsere Tochter schon windelfrei ist. Die Wahrheit zuerst: Jein. Also manchmal, aber die meiste Zeit nicht und wir arbeiten dran. Es gibt dazu natürlich unendlich viele liebgemeinte Ratschläge, von Pippi-Training ihrer Puppen auf einem Miniatur-Töpfchen das neben ihrem steht, sodass beide zusammen gehen können (die Puppe muss nur nie und da kommt auch nix)… oder das Kind beim eigenen Geschäft immer wieder und wieder zuschauen lassen, alternativ darf man auch ständig mit dem Kind darüber reden ob es muss und was es muss und wie es aussah wenn es kam. Reden tut mein Kind gerade sowieso ständig davon, ich würde sogar behaupten, es ist DAS THEMA in der Kita, denn alle anderen Eltern die ich am Nachmittag auf den Spielplätzen Kreuzbergs so treffe, erzählen mir die kuriosesten Mein-Kind-redet-nur-von-Kacka-Geschichten. Gehen wir zusammen Eis essen, erinnern sich die Kids gegenseitig daran, dass man Kacka nicht essen darf. (Nee, darf man auf gar keinen Fall!!) 

Scheint also so, als seien die Vorzeichen nicht unbedingt die schlechtesten um „windelfrei“ zu üben. Ich wurde auch schon ausreichend instruiert, dass man sein Kind unbedingt loben soll wenn es daneben geht und auf alle Fälle soll man geduldig und freundlich bleiben, weil das irgendwann einfach von alleine klappt. (jaja)

Ihr wisst vielleicht schon, dass die liebe Geduld und ich nicht immer Hand-in-Hand nebeneinander herschlendern und so ist das Thema „windelfrei“ eine echte Elternprobe, auf die ich da gerade gestellt werde. Bei uns ging es nämlich bisher nicht 10 mal oder 20 mal daneben, sondern es geht immer daneben. Janine war so lieb, mir zu gestehen, dass es bei Philo zu Beginn auch 60 – 70 Mal daneben ging. Aber dann hat Philo beschlossen, sich mit seinem Töpfchen anzufreunden (versteckt in einer Höhle, in Form eines zugeschnittenen CYBEX Kartons) und wurde ratzefatze „trocken“. Mein Kind beschloss von „klein und daneben“ auf „alles daneben“ zu schalten und seitdem sehe ich braun. Wenn Karen Alpers dann schreibt, dass sie sich nach den Windeln zurücksehnt, habe ich längst schon gespottet, dass die Windeln im Drogeriemarkt standardisiert für Kids bis 8 Jahre verkauft werden, für danach gibt es Tena Ladys. Ich male mir also mittlerweile, heimlich aus, diesen Entwicklungsmeilenstein des Trockenwerdens einfach zu überspringen und ich bringe meinem Kind eher bei sich selber zu wickeln… nee, natürlich nicht.

Madeleine sieht braun bei Mummy Mag ABC K wie KackeMeine eigenen Eltern sind die Besten und kommen mir mit ihrer Engelsgeduld (Wikipedia müsste unter diesem Begriff ein Foto der beiden führen) zur Hilfe. Nachdem die ganzen „deine Mama war ja soooooohoooo früh trocken“-Geschichten nicht fruchten, haben sie entschieden das maximale Verständnis für alles was ihr Enkelkind tut (oder nicht tut) zu pachten und mir den Rücken durch gutes Zureden zu stärken. Sie setzen unsere Kleine neuerdings immer mal wieder auf das Töpfchen, warten gemeinsam mit ihr darauf das nichts passiert, spielen gemeinsam mit ihr weiter, bis zu dem Moment wo sie – in der Pfütze stehend – sagt, dass sie mal aufs Töpfchen muss. „Das kann doch mal passieren, ist doch gar nicht so schlimm.“ Und das stimmt auch, wenn andere es wegmachen, fühlt es sich echt gar nicht mehr so schlimm an. 

Noch mehr Dinge die Kacke sind…

  • wenn das Kind das erste Mal so richtig heftig krank ist und man sich keinen Millimeter entfernen darf, ohne ein Riesengeschrei in Kauf zu nehmen – ODER man selber krank wird
  • wenn man während der heißersehnten Date-Night mit dem Herzbuben alle 5 Min auf sein Handy schaut, ob der Babysitter schreibt (und wenn nicht – weil alles okay ist – totale Panik schiebt und den Mann terrorisiert)
  • wenn das Kind im Hausflur ganz lieb von der Nachbarin begrüßt wird und mit „Hallo Kackawurst“ antwortet (letzte Woche tatsächlich so passiert)

Was fällt euch denn dazu noch ein?

 


Madeleines ABC Kolumne bei Mummy MagMadeleine schreibt in unregelmäßiger Regelmäßigkeit ihre ABC-Kolumne. Darin geht es um kleine und große Dinge die uns Eltern im Alltag mit Kindern begegnen. Von A bis Z geht es um ÄngsteGeburtstagskuchen, Versprechen oder Wellness (ohne Kind wohlgemerkt). Noch mehr Beiträge findet ihr HIER. Wenn ihr Ideen zu Themen habt die aufgeschrieben gehören, schreibt Madeleine doch einfach eine Email an madeleine@mummy-mag.de. Merci.

Madeleine ist im Management einer internationalen Digitalagentur und leitet ein Geschäftsfeld in Berlin. Sie schafft es, das alles immer ziemlich leicht aussehen zu lassen, obwohl wir alle wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt wenn man Job und Familie unter einen Hut bekommen will. Als Mutter ist sie eher der pragmatische Typ und hört am liebsten auf ihren Bauch und ihren Humor. Sie brennt für die Themen Gleichstellung, Arbeitszeitmodelle für Eltern, die Rettung des Hebammen-Berufs und natürlich ihre Familie. Chapeau!