Wie kam es zu deiner Angststörung bezüglich Auto fahren? Und was ist während bzw. nach der Geburt vorgefallen, dass alles wieder hochkam?
Diese Frage habe ich auch heute noch nicht genau klären können. Als ich 17 war verunglückten 2 Freunde tödlich auf dem Heimweg von unserem Lieblingsclub. Der Fahrer war nüchtern, aber übermüdet. Er schlief einfach ein, sie prallten frontal in einen Bus und waren sofort tot. Das Bild geht mir auch heute noch nicht aus dem Kopf. Ob das aber der wirkliche Auslöser ist, weiß ich nicht. Ich hatte als Kind schlimme Kreislaufprobleme, kippte ständig um. Das war peinlich, ich war hilflos, ich habe es gehasst! Die plötzliche Aufmerksamkeit, im Mittelpunkt stehen für etwas, das ich nicht kontrollieren kann – das hat mich so gequält! Die körperlichen Probleme verschwanden mit der Volljährigkeit plötzlich, aber die Angst vor der Bewusstlosigkeit blieb. Und der Führerschein kam! Die Kombination daraus hat sich einfach als Angststörung manifestiert glaube ich heute zu wissen. Sicher bin ich aber nicht. Während der Geburt (die 3 Tage dauerte und mit einem Kaiserschnitt endete) war ich wieder völlig hilflos, schutzlos, ausgeliefert. Keine Kontrolle zu haben war schrecklich, die Schmerzen waren trotz PDA unerträglich. Ich dachte wir sterben – beide. Nach der Geburt konnte ich mich aufgrund der Schmerzen nicht um mein Baby kümmern, aufgrund meiner Ängste nicht einschlafen und aufgrund des zu hohen Blutverlust nicht aufstehen. Das war zu viel, denke ich.
Welche Hilfe hattest du in der Zeit nach der Geburt? Konnten dein Freund, deine Mutter, deine Hebamme etwas tun, das dir durch die Zeit geholfen hat? Wie geht es dir heute?
Ich hatte jede Hilfe die man sich wünschen kann – und trotzdem kann einem niemand helfen. Man muss dazu wissen, dass wir kurz vor der Schwangerschaft in die Schweiz gezogen sind. Ich war also die ganze Zeit der Schwangerschaft quasi alleine. Keine Mama, keine beste Freundin vor Ort. Nach der Geburt waren unsere Familien zwar kurz zu Besuch, ab dem Tag der Entlassung waren wir aber auf uns gestellt. Weil ich das genau so wollte! Ich wollte unbedingt alles alleine schaffen. Das war nicht die beste Idee, könnte man sagen.. Zum Glück hatte ich in dieser Zeit eine Hebamme, die jeden Tag zu uns kam. Als ich einige Tage nach der Geburt „etwas weinerlich“ wurde, fühlte ich mich trotzdem gut aufgehoben. Aber es hörte nicht auf, wurde schlimmer, unerträglich. Es war eine meiner Hebammen die mich Freitagnacht überzeugte zurück ins Spital zu gehen. Die größte Stütze war aber mit Sicherheit mein Partner. Er war wirklich die gesamte Zeit an meiner Seite. Man muss sich mal vorstellen: Ende April 2018 war ich das erste mal zur Einleitung im Krankenhaus. Drei Tage, zwei Nächte. Am dritten Abend brach ich den Versuch ab und entließ mich auf eigene Verantwortung. Eine Woche später startete der nächste Versuch, 3 Tage später kam unser Sohn zur Welt. All die Zeit schlief mein Freund auf einem Klappbett! Und dann, eine Woche nach der Geburt – schon wieder ins Krankenhaus, wieder Klappbett, trösten, auffangen, Papa sein. Er hat das super weggesteckt, mich belastet es bis heute. Einfach weil ich mich wie eine Belastung für ihn fühle. Meine Mama habe ich erst „eingeweiht“ als es mir schon etwas besser ging. Sie ließ alles stehen und liegen und kam am nächsten Tag die 350km zu uns und blieb eine Woche. Erst als meine Mama da war, konnte ich wieder essen. Heute geht es mir gut, wenn auch nicht jeden Tag. Ich gehe regelmäßig zur Therapie und nehme Medikamente. Und ich gehe offen mit meiner Erkrankung um, habe sogar ein kleinen Label für SuperMom;s gegründet! Das Gefühl anderen Mamas zu helfen, hilft mir.